Neue Forschung an der Uni
Die Corona-Pandemie stellt unsere Gesellschaft seit mehr als einem Jahr vor große Herausforderungen. Starkregen verursachte erst kürzlich massive Überschwemmungen und verheerende Zerstörungen. Die Bewältigung dieser Ereignisse zeigt: Gemeinschaften, die durch einen hohen Zusammenhalt, starkes Vertrauen und gemeinsam geteilte Werte – sogenanntes Sozialkapital – gekennzeichnet sind, entwickeln in Krisen und Katastrophen ein breites auf Hilfe und Unterstützung ausgerichtetes Verhalten.
An diesem Punkt setzt ein neues Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Frank Fiedrich an. Für ihr Vorhaben „Entwicklung eines Sozialkapital-Radars für den sozialraumorientierten Bevölkerungsschutz“ erhalten die Wissenschaftler für die kommenden drei Jahre eine Förderung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Höhe von 488 000 Euro.
Ziel des neuen Projekts ist die Entwicklung eines lokalen Sozialkapital-Radars für die Stadt Wuppertal. „Damit lassen sich die kollektiven Unterstützungsleistungen sozialer Gemeinschaften nachvollziehen und im Krisenfall besser identifizieren“, erklärt Projektmitarbeiter Bo Tackenberg. Am Beispiel der Stadt Wuppertal, wo sich im Verlauf der Pandemie spontan eine Vielzahl ehrenamtlicher Nachbarschaftsinitiativen gründete, wird unter anderem eine mehrsprachig umgesetzte Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Rund 20 000 Wuppertaler sollen dabei zum sozialen Zusammenhalt und zur nachbarschaftlichen Unterstützungsbereitschaft in ihrem Wohngebiet befragt werden.
Auf Grundlage der Befragungsergebnisse und der verfügbaren Sozialdaten der Stadt wird ein interaktives, grafisches Lagebild zum Bevölkerungsverhalten entwickelt. „Mit einem auf Geoinformationssystemen beruhenden Dashboard, wie es viele vom Blick auf die Inzidenzzahlen des Robert Koch-Instituts kennen, können kommunale Behörden und Akteure des Bevölkerungsschutzes Wohnquartiere erkennen, in denen ein stärkerer Handlungsbedarf noch vor Eintreten einer Krise oder Katastrophe besteht“, sagt Lehrstuhlinhaber Professor Frank Fiedrich.