NRW-Dunkelfeldstudie Wie viel Gewalt gibt es wirklich in NRW?
Düsseldorf · Gute Rücklaufquote bei Befragung zu Erfahrungen mit Gewalt in NRW.
Eigentlich ist das Vorhaben ein bisschen bekloppt, gaben Innenminister Herbert Reul und Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (beide CDU) zu, als sie Anfang des Jahres die erste NRW-Dunkelfeldstudie zu Gewalt vorstellten: Das Land wolle 500 000 Euro in die Hand nehmen, um sich selbst mehr Arbeit zu machen. Denn die Kabinettskollegen zeigten sich sicher: Die anonyme Befragung zigtausender NRW-Bürger wird ans Licht bringen, dass es ein viel größeres Problem mit Gewalt – speziell in der Partnerschaft – gibt als durch die Polizeistatistik bekannt. Es ist die erste wissenschaftliche Untersuchung dieser Art zur Sicherheitslage und zum Sicherheitsempfinden in Nordrhein-Westfalen. Jetzt steht fest: Die Studie wird 2020 valide Ergebnisse liefern.
60 000 Personen im Land wurden im Verlauf des Jahres aufgerufen, ihre Erfahrungen mit Gewalt und ihre Ängste zu schildern. Der Hintergrund: In Niedersachsen gab es eine ähnliche Untersuchung, die zeigte, dass zwar 94 Prozent der Kfz-Straftaten zur Anzeige gebracht würden, aber lediglich sieben Prozent der Sexualstraftaten. Auch in NRW wollte man sich nunmehr ein Bild machen, wie viele unbekannte Gewaltopfer es im Land gibt – das Dunkelfeld erhellen. Bei 25 Prozent Rücklauf sei die Studie repräsentativ, kündigten Reul und Scharrenbach seinerzeit an. Jetzt steht fest: 24 549 Personen haben die Fragebögen zurückgesandt – eine Quote von 41 Prozent. „Es ist ein gutes Signal, dass so viele Bürgerinnen und Bürger bei der Befragung mitgemacht haben. Das unterstreicht die hohe Bedeutung des Themas für die Menschen und ist eine gute Grundlage für eine aussagekräftige Auswertung“, erklärt Ministerin Scharrenbach dazu.
Die Antworten würden in den kommenden Monaten jetzt ausgewertet. „Sie dienen uns als Scheinwerfer, um das Dunkelfeld bei der Gewalt gegen Mädchen, Frauen, Jungen und Männern auszuleuchten“, so Scharrenbach – explizit legt die Studie einen Fokus auf die bislang wenig erforschten männlichen Opfer. Mit Ergebnissen rechne sie im Sommer 2020. Sie würden das bisher bekannte Bild zur Sicherheitslage im Land, aber auch zur Präventionsarbeit und zum Opferschutz „um ein wertvolles Mosaik ergänzen“.