NRW-Airports Sechs Flughäfen wollen die Politik in die Pflicht nehmen
DÜSSELDORF · Chefs der NRW-Airports wollen Hilfe bei Klimaschutz-Investitionen. Optimismus nach Corona-Minus und trotz drohender Energieknappheit.
Zu einer ungewohnten Allianz haben sich sechs Unternehmen zusammengetan, die ja eigentlich Wettbewerber sind – um gemeinsam die Politik in die Pflicht zu nehmen. Die Chefs der Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Münster/Osnabrück, Dortmund, Paderborn/Lippstadt und Weeze setzten sich am Donnerstagmorgen in einem Düsseldorf Café mit Landtagspolitikern verschiedener Parteien zusammen. Um dem Ganzen noch mehr Gewicht zu verleihen, wurde nach getaner Lobbyarbeit noch die Presse hinzugebeten.
Es geht um Wünsche der Flughafenbetreiber, die, so Düsseldorfs Flughafenchef Thomas Schnalke, im nächsten Koalitionsvertrag berücksichtigt werden sollten. Dem Vertrag also, den die bei der Landtagswahl Mitte Mai erfolgreichen Parteien dann als ihren Regierungsplan festlegen. Es gehe darum, die Themen Klimaschutz und Innovation an den Flughäfen gemeinsam voranzutreiben, so die Flughafenchefs. Auch mit staatlichen Fördermitteln. Schließlich müsse der Luftverkehrsstandort NRW vorangebracht werden. Sowohl wegen der Passagiernachfrage als auch wegen der auf dem Luftweg beförderten Fracht. Hier müsse es ein Zusammengehen von Flughäfen, Politik und Forschungseinrichtungen geben.
Die deutschen Flughäfen haben das Ziel, bis 2030 insgesamt 65 Prozent weniger CO2 auszustoßen und bis 2045 komplett klimaneutral zu arbeiten. Zwar haben die Flughäfen keinen direkten Einfluss auf die von den Maschinen in der Luft verursachte Umweltbelastung. Wohl aber ließe sich zum Beispiel denken, deren Treibstoffverbrauch am Boden zu reduzieren. Roland Hüser, Chef des Flughafens Paderborn/Lippstadt, denkt etwa daran, diese am Boden mit Elektroantrieb zu bewegen. Die Gebäude wollen die Flughafenchefs energetisch sanieren. Und es geht um den Auf- und Ausbau einer aus erneuerbaren Energiequellen gespeisten Ladeinfrastruktur auf den Flughäfen.
All das soll auch mit fremder Hilfe geschehen. Schnalke: „Wir brauchen ein klares Statement der Politik, dass Luftverkehr ein Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung sein soll.“ Planungsrechtliche Genehmigungsverfahren, etwa für den Einsatz von Flugtaxis, sollten schneller als bisher ablaufen, so der Wunsch. Wie weit die Politik darauf eingeht, dürfte vom Wahlergebnis im Mai abhängen.
Bis dahin werden die Flughäfen aber genug zu tun haben. Schnalke: „Wir erwarten für Ostern wieder ein Anziehen auf etwa 60 bis 70 Prozent des vor Corona gewohnten Verkehrs. Im Sommer dürfte die Nachfrage wohl auf 80 bis über 100 Prozent im Vergleich zur Vor-Coronazeit steigen.“ Das werde eine „Riesen-Herausforderung“. Denn es gebe eine „nennenswerte Personalknappheit bei den Dienstleistern, für die wir als Flughäfen keine Verantwortung haben“. Das könne „holprig“ werden, warnt Schnalke schon jetzt.
Das klingt, als gäbe es die Corona-Anschlusskrise nicht: den Ukraine-Krieg, die damit einhergehende Energieverknappung und höheren Kosten. Schnalke gibt sich optimistisch: „Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass die Versorgung genauso beibehalten wird, wie sie ist. Mit Krisenszenarien umzugehen, haben wir in den letzten Jahren gelernt.“ Aber klar sei freilich, dass Kerosin verfügbar sein muss. „Wenn es Engpässe geben sollte, wird das natürlich Auswirkungen haben.“ Auswirkungen gewiss auch auf die wirtschaftliche Situation von Airlines, die ihre Ticketpreise längst festgelegt haben. Und bei einer Verteuerung des Kerosins in Probleme geraten könnten, falls sie ihre wirtschaftliche Kalkulation nicht anderweitig abgesichert haben.