„Weichen jetzt richtig stellen!“ Handwerk an Rhein und Wupper droht Abwärtssog

Düsseldorf · Das Handwerk im Kammerbezirk Düsseldorf steht im Herbst 2023 unter dem Eindruck der allgemeinen Konjunkturflaute und einer Baukrise, die sich zuspitzt. Aber nicht alles ist schlecht.

Das Handwerk steckt zu einem guten Teil in einer Krise. Nicht in allen Bereichen, aber doch in vielen. Die Aussichten sind düster.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Das Handwerk im Kammerbezirk Düsseldorf steht im Herbst 2023 unter dem Eindruck der allgemeinen Konjunkturflaute und einer Baukrise, die sich zuspitzt. Nach den Ergebnissen einer aktuellen Konjunkturumfrage der Düsseldorfer Handwerkskammer ist das Geschäftsklima im Wirtschaftssektor gegenüber der letzten Umfrage um 16 Punkte auf 104 Punkte gesunken.

„Die deutliche Konjunkturabkühlung ist vor allem auf ausgesprochen skeptische Zukunftserwartungen der Unternehmen in allen Bereichen unseres Wirtschaftssektors zurückzuführen. Der verhaltene Optimismus aus dem Frühjahr ist weg“, sagte Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert am Donnerstag in Düsseldorf.

Aber nicht alles ist schlecht: Die Unternehmen schätzen ihre derzeitige Nachfragesituation im Gros noch als durchaus auskömmlich ein. Der Saldo der Betriebe mit einem Umsatz-Plus und einem -Minus ist ausgeglichen, die Kapazitäten noch zu 80 Prozent ausgelastet. Gar nur 17 Prozent der befragten Inhaber bestätigen aktuell bereits eine Lage-Verschlechterung gegenüber dem Frühjahr. Aber die schlechte wirtschaftliche Stimmung in der Republik wirkt sich auch auf das Handwerk aus: Fast jeder dritte Betrieb (30 Prozent) geht von einer Verschlechterung der Lage und seiner Umsatzentwicklung in den nächsten sechs Monaten aus.

Zum Jahresende prognostiziert die Handwerkskammer für ihre 60 000 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt 321 000 Beschäftigten einen Erwerbspersonen-Rückgang um ein Prozent und ein ebenfalls leichtes reales Umsatz-Minus.

Energiepreise, Fachkräftemangel, Nachfragerückgang und Baukrise

Besonders leidet das Bauhauptgewerbe. Es droht der Neubaustillstand. Nur elf Prozent der Unternehmen sehen derweil eine Nachfragebelebung voraus. „Das Zusammenspiel aus hohen Energiepreisen, Fachkräftemangel, inflationsbedingtem Nachfragerückgang, Personalkostensteigerungen und massiv gestiegenen Zinsen macht dem Handwerk insgesamt zu schaffen“, ordnete Ehlert den massiven Stimmungseinbruch ein. „Es ist gut, dass die Bundesregierung nun endlich gegensteuert und nach langem Zögern ein Maßnahmenpaket zur Stabilisierung des Wohnungsbaus beschlossen hat.“ Darüber hinaus gelte: „Alles, was Baukosten senkt, muss jetzt auf den Tisch.“ Die Handwerkskammer hat dafür auch Vorschläge: Eine Absenkung des Energiestandards EH 40 auf EH 55 in den Förderprogrammen der Kreditanstalt für Wiederaufbau im Neubau soll ebenso helfen in Zukunft wie der Verzicht des Landes NRW auf eine Rohstoffabgabe. Außerdem würde man gerne in der Düsseldorfer Kammer die Grunderwerbsteuer auf  fünf Prozent abgesenkt sehen. Ebenfalls stark eingetrübt. sagte Ehlert, sei auch die Stimmung im Lebensmittelgewerbe, vor allem ob der hohen Energiekosten.

Regional betrachtet ragt die relative Stärkeposition des Handwerks im Großraum und am Wachstumspol Düsseldorf heraus (Geschäftsklima: 108 Punkte); dagegen zeigen die Teilräume Ruhr-West und das Bergische Land (je 103) einen leicht unterdurchschnitten Konjunkturverlauf. Sogar mit negativem Ausschlag im industriell geprägten Wuppertal (98 Punkte). Deswegen soll laut Ehlert ein Standortstärkungsprogramm her: „Dem Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper droht ein Abwärtssog aus Umsatzstagnation, Beschäftigungsabbau und Investitionsstillstand. Mit Blick auf die Zukunftsaufgaben, die nur mit dem Handwerk zu meistern sind, müssen wir das unbedingt verhindern“, mahnte Ehlert. Der Kammerpräsident appellierte an die Bundespolitik, ein ganzheitliches Standort-Stärkungsprogramm auf den Weg zu bringen.