Opernscouts zu „Septembersonate“ „Zu lethargisch, zu banal“
Düsseldorf · Unsere Kritiker hatten gemischte Gefühle bei der Uraufführung von Manfred Trojahns „Septembersonate“ in der Düsseldorfer Rheinoper.
Die Uraufführung von Manfred Trojahns Kammerspiel „Septembersonate“ erlebten die Opernscouts mit gemischten Gefühlen. Ihre ausführlichen Kommentare finden Sie in den nächsten Tagen unter dem Namen des Stücks auf
www.operamrhein.de.
Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf: „Musikalisch fand ich es großartig, aber mit den Texten und speziell dem Gesang kam ich nicht klar, den brauchte ich nicht. In ruhigeren Momenten und bei den Herztönen konnte man sich wohltuend freimachen. Toll waren das Bühnenbild und die gesamte Inszenierung, die mich oft an die verrätselten Filme von David Lynch erinnerte. Am Ende wurde es etwas klamaukig. Mich hat dieses Werk nicht hundertprozentig überzeugt.“
Christine Preuß, Event- und Marketingmanagerin: „Eine Uraufführung zu sehen war ein besonderer Moment. Aber mich hat diese moderne Musik überfordert. Ich fragte mich anfangs, wo sind die Stimmen? Später wurde es besser. Trotzdem ging ich mit einem verstörten Gefühl heraus. Das eigentlich spannende Thema wurde mir zu banal umgesetzt. Sehr gut gefielen mir das Bühnenbild mit den sich verformenden Neonrahmen und die Übergänge zu den Videoprojektionen.“
Tobias Junggebauer, Physiotherapeut: „Abgeholt haben mich nur das Bühnenbild und die Art und Weise, wie die Technik funktionierte. Das Stück dagegen weniger, inhaltlich war es schwierig. Die pure Musik empfand ich als angenehme Untermalung. Aber obwohl ich in der Oper war, kam es mir befremdlich vor, dass gesungen wurde, das passte nicht zusammen.“
Anne Florack, Publizistin: „Ich hatte heute andere Erlebnisse als bei früheren Opern. Keine zuvor nahm ich so spielerisch wahr. Es wurde viel mit der zusätzlichen Ebene von Projektionen gearbeitet, das war erfrischend. Gegen das klamaukige Ende hatte ich nichts einzuwenden. Zum ersten Mal musste ich bei einer Oper lachen.“
Benjamin Arndt, Kommunikationsdesigner: „Die Stimmung war ähnlich wie im Stummfilm, noch betont durch das Schwarz-Weiß des gelungenen Bühnenbilds und die Kostüme. Die Musik erfüllte meine Erwartungen nicht, das war reine Akustik mit kleinen melodiösen Bögen. Der Gesang war viel zu schwach, anfangs habe ich ihn gar nicht wahrgenommen. Die Konzentration darauf war enorm anstrengend. Einige inhaltliche Gedanken konnte ich nachvollziehen. Insgesamt aber: zu langsam, zu lethargisch, zu banal.“
Alissa Steinseifer, Leiterin Digitale Produkte bei einem Fachverlag: „Ich kam schwer rein, die Oper berührte mich emotional nicht. Mir fehlten die Melodien in der Musik. Wie schwer muss es hier für die Solisten sein, mit Inbrunst zu singen. Bei den Paukenschlägen war es mir, als würde ich mein eigenes Herz hören. Spannend fand ich die Effekte der Inszenierung, aber vieles in der Geschichte hat sich mir nicht erhellt.“
Peter Ripka, Bildhauer und Grafikdesigner: „Eine ästhetische und emotionale Aufführung. Das Bildliche, das Filmische, die Bewegungen und das Licht haben mich überzeugt. Ich musste mich nur von dem Gedanken lösen, in der Oper zu sein. Zuerst habe ich die Stimmen kaum gehört, aber dann konnte ich mich der Musik öffnen, die mich zunächst verstörte. Bei der minimalistischen Orchestrierung habe ich nichts vermisst.“
Elke Böttcher, Buchhändlerin: „Eine musikalische Herausforderung. Ich fragte mich, wie die Sängerinnen und Sänger das überhaupt proben und singen konnten. Die Oper ist ja nicht wirklich melodiös. Toll waren die prägnanten Bilder und Choreografien, die Dreidimensionalität und die Videoclips. Die Symbolik habe ich nicht immer verstanden. Mein Eindruck: Nicht die Musikalität stand im Vordergrund, sondern die Inszenierung.“