Kino Poetische Bilder über Einsamkeit

Vor dem Kinostart hat „Cronofobia“ Preise abgeräumt.

Vinicio Marchioni (r) als Suter und Sabine Timoteo als Anna in „Cronofobia“

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Vergangenes Jahr wurde „Cronofobia“ beim Filmfestival Max Ophüls Preis für die beste Regie und das beste Drehbuch ausgezeichnet und es ist nachvollziehbar, warum. Ein Stück Bildkunst ist dieser Film, der die Emotionswelt seiner Figuren erkundet, ohne viel erzählen zu müssen.

„Cronofobia“ erzählt von Michael Suter (Vinicio Marchioni), einem einsamen Mann, der in einem Transporter lebt. Sein Job ist es, inkognito den Kundenservice von Geschäften zu überprüfen. Immer wieder kehrt er zurück zum Haus von Anna (Sabine Timoteo), die er zunächst heimlich beobachtet. Zwischen den beiden entwickelt sich im Laufe des Films eine eigentümliche Intimität. Erst nach einiger Zeit bemerken die Zuschauer, dass Suter sich Anna nicht zufällig ausgesucht hat. Ihre Vergangenheit ist miteinander verstrickt - was Anna allerdings lange nicht weiß.

„Cronofobia“ ist ein Film über Einsamkeit. Anna trauert um ihren gestorbenen Partner und hat keine soziale Kontakte. Suter ist ein rastloser Mann, der für seine Arbeit immer neue Identitäten annimmt: Er spielt verschiedene Kunden und verkleidet sich dementsprechend. Was ihn persönlich ausmacht, bleibt völlig offen. „Es ist irgendwie zu persönlich, ich würde mich beobachtet fühlen“, sagt er einmal über eine Kneipe, in die Anna ihn mitgeschleppt hat. Suter hat kein richtiges Zuhause und das spiegelt sich in den Nicht-Orten, die der Film in großen Bildern inszeniert: Er hält sich in Tankstellen, Hotelzimmern oder Einkaufsläden auf. Er steht auf Rolltreppen, tritt durch automatische Glastüren oder weiß geflieste Lagerhallen. dpa