„Alle Deutschen töten“ Prozess gegen mutmaßlichen Amok-Brandstifter beginnt

Krefeld · Laut Anklage zog er mit einem Benzinkanister durch Krefeld und zündelte, bis er von der Polizei niedergeschossen wurde. Nun muss der 38-Jährige vor Gericht.

Prozess gegen den mutmaßlichen Serien-Brandstifter von Krefeld. (Archivbild)

Foto: Christoph Reichwein/dpa

Blutige Kleidungsstücke, zertrümmerte Glasscheiben und eine Spur der Zerstörung: Im vergangenen Oktober sorgte eine Serie von Brandstiftungen und Zündeleien in Krefeld für Aufsehen und einen Großeinsatz. Als ein Mann dann auch noch versuchte, in einem Kino-Komplex Feuer zu legen, schoss ihn die Polizei nieder. Nun muss sich der mutmaßliche Feuerteufel vor dem Landgericht in Krefeld verantworten.

Angeklagt ist ein 38-jähriger Iraner. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchte besonders schwere Brandstiftung, vollendete schwere Brandstiftung, einfache Brandstiftung sowie Bedrohung und Beleidigung vor.

Am 10. Oktober hatte die Polizei in Krefeld Großalarm ausgelöst. Innerhalb kurzer Zeit waren in der Stadt von verschiedenen Orten Notrufe eingegangen: Zuerst legte der polizeibekannte Mann laut Anklage in seiner Dachgeschosswohnung Feuer, dann setzte er einen auf der Straße abgestellten Transporter der Caritas in Brand. Als Nächstes habe er die Fensterscheibe eines Büros der Arbeitsagentur in Krefeld eingeschlagen, Benzin auf einem Schreibtisch ausgeschüttet und angezündet.

Mutmaßlicher Amok-Brandstifter kommt vor Gericht

Foto: Ina Fassbender/dpa

Schließlich sei er im Foyer des Kino-Komplexes am Hauptbahnhof aufgetaucht und habe auch dort Benzin ausgeschüttet, um es anzuzünden. Verletzungen der zahlreichen Besucher und Angestellten, es sollen zur Tatzeit etwa 150 gewesen sein, habe er dabei in Kauf genommen. Um einen Großbrand zu verhindern, entschieden sich Polizisten, den Mann mit gezielten Schüssen zu stoppen.

Kein Unbekannter

Nur einen Tag später soll er, durch Schüsse an Schulter und Oberschenkel verletzt - nach dem Aufwachen aus der Narkose im Krankenhaus zwei Justizvollzugsbeamte, die ihn bewachten, mit den Worten „Ich ficke dich“ und „Ich ficke deine Mutter“ bedacht haben. Zudem soll er gedroht haben, sich eine Waffe zu besorgen und „alle Deutschen“ zu töten.

Nach Angaben der NRW-Landesregierung war der Iraner 2002 illegal nach Deutschland eingereist. Für das Landgericht in Krefeld ist er kein Unbekannter: Richter verurteilten ihn dort bereits 2010 zu viereinhalb Jahren Haft, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, versuchter Vergewaltigung und Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Er kam nicht wie üblich nach drei Jahren auf Bewährung frei, sondern musste die Strafe voll absitzen.

27 Alias-Namen und mehrere Vorstrafen

Der mutmaßliche Amoktäter ist den Behörden unter 27 verschiedenen Namen bekannt. In Frankreich soll er sogar zu mehreren Haftstrafen verurteilt worden sein. Nach seiner Haftentlassung in Deutschland 2014 tauchte er erst zehn Jahre später wieder in Krefeld auf - im April 2024.

Die Behörden befürchteten bereits, dass von ihm weitere schwere Straftaten ausgehen könnten. Wenige Stunden vor der Brandserie in Krefeld hatte die Polizei den Iraner kontaktiert. Er war als Risikoperson in das Programm Periskop (Personen mit Risikopotenzial) aufgenommen und zu einem Präventivgespräch eingeladen worden.

Die Behörden hatten vergeblich versucht, ihn in den Iran abzuschieben. Die Abschiebung scheiterte daran, dass das Land auf einer Erklärung besteht, dass die Person freiwillig zurückkehrt. Diese Erklärung habe der 38-Jährige trotz mehrfacher Bemühungen nicht unterzeichnet.

Bisher soll sich der Beschuldigte zu den Tatvorwürfen nicht geäußert haben. Sein Verteidiger, Stefan Tierel, kündigte auf dpa-Anfrage eine Einlassung seines Mandanten an. Der soll sich allerdings nicht am ersten Verhandlungstag, sondern erst am Folgetag äußern. Das Gericht hat für den Fall fünf Verhandlungstage angesetzt.

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(dpa)