Quarantäne in Schulen Warum jetzt neu gedacht werden muss

Meinung · Die Eltern zürnen, die Kommunen sind überlastet – und die Politik kommt nicht vor die Pandemie.

 Welche Schüler müssen in Quarantäne? Dafür braucht es Lösungen.

Welche Schüler müssen in Quarantäne? Dafür braucht es Lösungen.

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Es ist einige Wochen her, da haben wir warnend beschrieben, was heute Wahrheit ist: Das Schlimmste für alle politischen Wahlkämpfer vor den anstehenden Bundestagswahlen am 26. September wäre, wenn die Eltern im Ausgang des Sommers geimpft in der Kneipe sitzen können, die Kinder aber wieder tagelang in Quarantäne auf ihren Zimmern verschwinden müssen.

Es war die Warnung vor der Wut der Eltern, die sich ohnehin seit Anbeginn der Pandemie besonders geplagt sehen. Und eine Warnung vor der Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen, denen zu weiten Teilen der Pandemie die Lobby gefehlt hat. Jetzt gerade aber ist es genau so: Die Eltern sind frei, die Kinder sind es nicht. Letztere sitzen selbst infiziert in Kitas oder Schulen ob der aggressiven Delta-Variante des Coronavirus oder aber als Infizierten-Sitznachbarn in  Quarantäne. In Vielzahl. Oft 14 Tage lang, vielfach sogar auf Anordnung der Gesundheitsämter ganze Klassenverbände. Obwohl der Einzelne selbst meist gar nicht infiziert oder infektiös ist, wie verärgerte Eltern täglich mit Anti-Allergen-Tests nachzuweisen versuchen. Aber gegen die Anordnung kommen sie nicht an. Und der versprochene Präsenzunterricht findet nur für die anderen statt.

Jetzt müssen schnell Lösungen her, wie das Chaos minimiert wird. Ein Chaos, das noch größer zu werden droht. Eine gute Lösung ist das, was in Köln jetzt in einem Modellversuch probiert wird: Eben nicht mehr Sitznachbarn oder ganze Klassen in Quarantäne zu schicken, sondern nur noch tatsächlich Infizierte. Und danach genau dort ab sofort täglich und individuell in der gesamten Klasse zu testen, wo dieser Positiv-Fall aufgetaucht war. Und: Nur mit einem negativen PCR-Test können Kinder nach ausgestandener Infektion zurück kommen. Damit würden Kinder von andauernder Quarantäne entlastet, Gesundheitsämter von Überlastung – und die Politik darauf verpflichtet, wirklich alle Anstrengungen für gesicherten Präsenzunterricht zu unternehmen.