NRW Razzia bei Rockergruppe „Osmanen Germania“ in über 20 NRW-Städten
Nur ein Boxclub? 800 Polizisten haben Rockern der türkischstämmigen „Osmanen Germania“ in NRW einen unangekündigten Besuch abgestattet.
Düsseldorf. Mit einer großen Razzia ist die Polizei gegen die türkischstämmige Rockergruppe „Osmanen Germania“ vorgegangen. In Nordrhein-Westfalen waren am Dienstag 800 Polizisten im Einsatz, bundesweit waren es gut 1000 Beamte. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums besteht der dringende Verdacht, dass der offiziell als Boxclub firmierende Verein in Deutschland illegale Aktivitäten entfaltet. Die Bundesregierung hat deswegen vereinsrechtliche Ermittlungen eingeleitet.
Der Schwerpunkt der Razzia lag in Nordrhein-Westfalen, wo die Gruppe nach jüngsten Zahlen die Mehrheit ihrer bundesweit rund 300 Mitglieder hat. Dort durchsuchten die Polizisten mehr als 40 Wohnungen und Geschäftsräume in 20 Städten. Dabei wurden zahlreiche Kutten, Datenträger, Schriftstücke, aber auch Waffen und Drogen sichergestellt. Die Auswertung werde noch Tage dauern.
Einsätze gab es unter anderem in Duisburg, Essen, Köln, Recklinghausen und Wuppertal. „Wir beobachten die Szene sehr genau und lassen uns von diesen Organisationen nicht blenden“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).
In NRW war es vor einem Monat bei einem Einsatz gegen die Gruppierung zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Der 43-jährige frühere „Präsident“ der „Osmanen Germania“ in Wuppertal war von einem SEK-Beamten erschossen worden. Gegen den Polizisten wird ermittelt.
Der erst 2015 in Hessen gegründete Club galt zeitweise als die am schnellsten wachsende rockerähnliche Gruppierung in Deutschland. Die Rockergruppe hat nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Gruppierung vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen.
NRW-Innenminister Reul hatte dem Düsseldorfer Landtag berichtet, die Aktivitäten der Osmanen richteten sich gegen die PKK, linksextremistische Türken und die Gülen-Bewegung - und würden von türkischen Behörden als „Terrorbekämpfung“ befürwortet. Belegt seien Kontakte von Osmanen-Führern zu Beratern von Präsident Erdogan. dpa