Dormagen gedenkt der Weltkriegsopfer
Bei der Zentralfeier auf dem Ehrenfriedhof wurden Kränze niedergelegt.
Dormagen. Gräber sind wichtig, um Trauer bewältigen zu können, und der Anlass, gestorbener Soldaten zu gedenken, ist vor dem Hintergrund des deutschen Nato-Einsatzes in Afghanistan heute wieder aktuell: Das waren die zentralen Botschaften anlässlich der Gedenkfeier zum Volkstrauertag, zu der am Sonntagvormittag Bürger, Politiker und Vertreter der Verwaltung auf dem Dormagener Ehrenfriedhof an der Nettergasse zusammenkamen.
Organisiert hatte die Kranzniederlegung mit musikalischer Begleitung durch das Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr und dem Ehrengeleit des Bürgerschützenvereins Dormagen der Ortsverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK), jener Organisation, die den Gedenktag im Jahr 1922 ins Leben gerufen hatte.
Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann, der die einleitenden Worte sprach, bedankte sich bei den zahlreichen Besuchern, die zur Gedenkfeier gekommen waren, und zitierte den in diesem Jahr seliggesprochenen Papst Johannes Paul II.: „Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit. Er ist niemals ein unabwendbares Schicksal.“
Sehr persönlich gefärbt waren die Gedenkreden, die erstmals in der Geschichte der Zentralfeier von drei Dormagener Journalisten gehalten wurden. Oliver Baum, Franziska Gräfe und Heiko Schmitz näherten sich dem Thema auf ganz individuelle Weise.
Heiko Schmitz etwa stellte die Bedeutung von Friedhöfen als Gedenkstätten heraus. „Gräber sind wichtig. Dort kann man den Toten begegnen, mit ihnen sprechen. Aber auch die Lebenden, die Hinterbliebenen, begegnen sich dort“, sagte Schmitz, der die Grabstätte seines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Großvaters bis heute nicht gefunden hat.
Auch Oliver Baum sprach über den Großvater, den er nie kennenlernen durfte, weil er als Schwerstversehrter nicht mehr in die Familie zurückkehrte. Er lebte noch knapp vier Jahrzehnte ohne jede Erinnerung in einem Pflegeheim. „Genau wie vielen anderen Menschen bleibt auch mir nur die Erinnerung an ein altes Schwarz-Weiß-Foto“, sagte Baum.
Den Bogen vom Zweiten Weltkrieg zur kollektiven Trauer in diesen Tagen schlug Franziska Gräfe. Sie skizzierte das Schicksal des Hauptfeldwebels Ralf Rönckendorf, der in Afghanistan sein Augenlicht verlor und schwerste Verbrennungen erlitt, als er einen Kameraden rettete. 53 deutsche Soldaten sind in Afghanistan bislang gestorben.
Auch ihrer müsse gedacht werden, so Gräfe: „Der Volkstrauertag darf sich heute und in Zukunft nicht in der Rückschau erschöpfen. Wir brauchen ihn als Gedenktag und als Mahnung für Freiheit und Menschlichkeit.“
Nach der Kranzniederlegung für die Opfer beider Weltkriege wurde gestern am Mahnmal auch der gestorbenen Zwangsarbeiter in Dormagen gedacht.