Sorgen bei Unternehmen bei Dormagen Talk im Fokus „Die Politik macht keine klaren Ansagen“

Starberg · Vertreter aus Politik und Wirtschaft diskutierten beim Dormagen Talk über die diversen Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben. Es ging darum, wie energieintensive Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit behalten können.

Wakebeach 257, das klingt nach Chillen und Müßiggang. Den Straberger See im Blick, ein kühles Getränk in der Hand, das war nicht der Grund, aus dem am Mittwochabend so viele Menschen dort aufkreuzten. Die CDU hatte zum Dormagen Talk eingeladen. Im Kern ging es bei der Podiumsdiskussion darum, wie energieintensive Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit behalten können. Wichtige Begriffe im Laufe des Abends waren Planungssicherheit, bezahlbare Energien, Fachkräftemangel und eine Überforderung der Wirtschaft in Bezug auf erneuerbare Energien. Der Talk-Abend mit dem schönen Ambiente war ein deutlicher Weckruf, vor allem gerichtet an die Politik auf allen Ebenen.

Das Podium war prominent besetzt: Nicole Grünewald ist Präsidentin der IHK Köln, Christian Rückold bei der Currenta Leiter der Kommunikation mit der Politik, Florian Frankenau, Leiter Politik NRW bei Covestro sowie die CDU-Vorsitzende Anissa Saysay. Um eines vorwegzunehmen: Es ist schon beängstigend, was hier zurzeit alles nicht rund läuft. Ein Vorwurf: Die Politik macht keine klaren Vorgaben. Die daraus resultierende Gefahr, die zum Teil schon zur Realität wird, ist, dass Unternehmen in andere Länder abwandern. Anissa Saysay hat seitens der Politik schon Sprüche wie diesen gehört: „Wenn die Chemiewerke weg sind, kann dort auch nichts mehr explodieren.“

Nicole Grünewald erwartet von der Politik klare Ansagen – die gebe es nämlich nicht. In anderen Ländern gebe die Politik die Leitplanken vor, verzichtet aber darauf, den Weg zwischen diesen Leitplanken mit Steinen zu pflastern. „Die Energieversorgungssicherheit und attraktive Kosten sind für uns enorm wichtig, um wettbewerbsfähig zu sein“, sagte Florian Frankenau.

Auch der Fachkräftemangel ist ein großes Problem. Nicole Grünewald ging in diesem Zusammenhang auf das Thema „Flüchtlinge“ ein. „Es ist hier sehr kompliziert mit den Duldungen. Viele Unternehmen haben deshalb schon entnervt aufgegeben.“ Und sie beklagte sich über die Arbeitsagenturen: „Die reagieren nicht einmal auf Mails.“ Der Fachkräftemangel ist mittlerweile schon so groß, dass Aufträge abgelehnt werden müssen.“ Das umso besorgniserregender, wenn man bedenkt, dass immer mehr Mitarbeitende der geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in den Ruhestand wechseln.

Das duale Ausbildungssystem wurde für gut befunden

Was als gut befunden wurde: das duale Ausbildungssystem. Ein solcher Abschluss könne der Beginn einer wunderbaren Karriere sein. Nicole Grünewald beklagte, dass während der Pandemie viele Jugendliche „durch ein Raster gefallen“ seien. Die gelte es jetzt einzufangen. Grünewald warb dafür, dass Industrie in Deutschland bleiben müsse. „Gerade in Dormagen wünsche ich mir diesbezüglich ein stärkeres Bekenntnis“, sagte Anissa Saysay. „Wir verlieren momentan ganze Branchen wie die Papierindustrie.

Wer zahlt die Transformation, wenn so viele Unternehmen wegfallen?“, beklagte und fragte die IHK-Präsidentin. Und ein Bürger wünschte sich gar die guten alten Zeiten zurück, wo Konzerne wie Bayer die Vereine förderten und damit den Standort stärkten. „Es ist schwer, in diese großen Fußstampfen zu treten“, gestand Florian Frankenau. Er schloss aus, dass es jemals wieder die großen Förderungen von einst geben werde.

Herbe Kritik mussten
die Grünen einstecken

Nicole Grünewald stellte klar, dass die Unternehmen die Klimaneutralität wollen. Aber: „Kann Deutschland von der Klimaneutralität profitieren?“ Diese Frage stellte Christian Rückold in den Raum, um sogleich vor Illusionen zu warnen: „Viele Unternehmen sind bereits in Asien, dort fließt das meiste Geld hin.“

Herbe Kritik mussten die Grünen wegstecken. Da nicht ständig der Wind weht oder die Sonne scheint, hätten die Grünen acht sehr große Gaskraftwerke für Nordrhein-Westfalen zugesagt. Diese acht Graskraftwerke werden kommen, aber verteilt auf ganz Deutschland. „Das macht uns fassungslos“, sagte Nicole Grünewald. Sie geht mittlerweile davon aus, dass es gar keine Strategie zur sicheren Stromversorgung gibt. Es klang schon fast ein wenig verzweifelt, als Florian Frankenau von Covestro zum Abschluss zu bedenken gab: „Es muss verhindert werden, dass die Industrie abwandert.“