Sport in Dormagen Ein Ja für den Wildwasserpark

Dormagen. · Der Fachausschuss hat dafür gestimmt, mit den Planungen für eine Anlage für Wassersportarten am „Strabi“ zu beginnen.

Eine Studie weist vier verschiedene Varianten für den Wassersportpark aus. Die Bahnen könnten 270 bis 440 Meter lang sein.

Foto: Dietmar Meinert

Für Thomas Reineck ist es eine „Herzensangelegenheit, die jetzt Gestalt annimmt“. Und deshalb hatte es sich der Präsident des Kanu-Verbandes Nordrhein-Westfalen auch nicht nehmen lassen, zusammen mit Geschäftsführer Randolf Wojdowski persönlich nach Grevenbroich zu kommen, wo am Montag in der Sitzung des Kreissportausschusses über eine „Herzensangelegenheit“ diskutiert wurde: eine Sport- und Freizeitstätte für Kanuten am Straberg-Nievenheimer See. Nach der Sitzung stand fest: Die Politik will mit den Kanuten an einem Strang ziehen und deren Anliegen unterstützen. Einstimmig machten die Ausschussmitglieder den Weg für die Umsetzung frei.

Konkret geht es um Pläne, am See in Dormagen einen Wildwasserpark für Kanuten anzulegen, der zu mindestens 60 Prozent von Leistungssportlern genutzt werden soll. Die restliche Zeit könnte von Freizeitsportlern ausgefüllt werden. Im Ausschuss nannte Reineck als Zahlen 1500 Jahresstunden für Leistungssportler und 1000 Stunden für Freizeitnutzer.

Kanu-Leistungsstützpunkt
in Neuss ist gefährdet

Die Kanuten wollen für die Zukunft vorbauen. Denn ihr Landesleistungsstützpunkt in Neuss, an dem jede Woche rund 600 Kanuten aus diversen Vereinen trainieren, ist mittelfristig gefährdet, wie auch in einem Beratungspapier für die Ausschussmitglieder festgehalten wurde. Spätestens 2030 können sie die Erft nicht mehr nutzen, weil dann die Einleitungen von Sümpfungswasser durch den Tagebau eingestellt werden. Der Wassersportclub Dormagen und der Kanuverband NRW wollen am „Strabi“ in Dormagen Ersatz schaffen, der vielleicht perspektivisch sogar Bundesleistungsstützpunkt werden könnte.

Der Verband, der Rhein-Kreis Neuss und die Stadt Dormagen als „Projektpartner“ hatten eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen, die die Standortfaktoren berücksichtigte. Reineck nannte interessante Details: Nehme man eine Anfahrtszeit von bis zu 90 Minuten als Grundlage, so habe der Straberg-Nievenheimer See ein Potenzial für 17,3 Millionen Einwohner. Bei einer Fahrzeit von 60 Minuten sei es das vierfache Potenzial, das eine vergleichbare und bereits etablierte Anlage in Markkleeberg bei Leipzig habe.

Am wirtschaftlichsten sei
eine Anlage ohne Kletterpark

Die Studie stellt vier mögliche Ausführungsvarianten für den Wildwasser-Park vor: mit einem Kanal von 270 Metern Länge, mit einem Kanal von 270 Metern Länge plus Kletter- und Abenteuerpark, mit einem Kanal von 360 Metern Länge und mit zwei Kanälen á 270 und 440 Meter. Das beste operative Ergebnis sei mit der ersten Variante zu erzielen (270-Meter-Kanal ohne Kletterpark), meinte Reineck im Kreissportausschuss.

Die Kostenschätzungen zeigen derzeit noch eine große Spreizung: Sie reichen von 7,4 Millionen bis 21,5 Millionen Euro, bei Variante vier mit den beiden Kanälen sogar bis 37,67 Millionen Euro. Die großen Diskrepanzen begründete Kreisdirektor Dirk Brügge damit, „dass wir derzeit nur ungefähr wissen, welche technischen Anlagen wir brauchen“. Eine genauere Kostenschätzung sei erst in einer späteren Planungsphase möglich. Auch sei mit Folgekosten zu rechnen. Reinhard Rehse (SPD) kritisierte, „dass wir erst zustimmen sollen und erst dann Zahlen zu den Kosten bekommen“.

Nichtsdestotrotz votierte der Ausschuss am Ende geschlossen dafür, eine Grobplanung und weitere Fachgutachten etwa zu Wasser, Lärm, Verkehr und Boden in Auftrag zu geben. Der Sportausschuss muss über die Ergebnisse informiert werden.