Stadtbibliothek erinnert an Bücherverbrennung
In der Stadtbibliothek werden zahlreiche Zeugnisse zur Erinnerung an die Bücherverbrennung und Pogromnacht gezeigt.
Dormagen. „Da, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Diese berühmten Worte Heinrich Heines sollten von 1933 bis 1945 zur grausamen Realität unter dem Hakenkreuz werden.
An den 80. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten und den 75. Jahrestag der Pogromnacht erinnert die Stadtbibliothek Dormagen mit einer Ausstellung. Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann eröffnet sie am Montag, 4. November, um 17.30 Uhr. Zur Auslöschung der sogenannten undeutschen Literatur im Dritten Reich hat der pensionierte Geschichtslehrer und Buchautor Dr. Manfred Niessen aus Moers zahlreiche Zeugnisse zusammengetragen.
Beginnend mit dem 10. Mai 1933 wurden Bücherverbrennungen in mehr als 90 Orten als Feuerspektakel unter erschreckend großer Beteiligung der Bevölkerung inszeniert. Zehntausende Bände von jüdischen, marxistischen und pazifistischen Autoren landeten auf den Scheiterhaufen — darunter Heine, Ringelnatz, Kafka, Kästner, Brecht, Seghers, Remarque oder Tucholsky.
Binnen weniger Monate war ein Großteil der Schriftsteller ins Exil vertrieben, und eine Reichskulturkammer zensierte alles Gedruckte. Die Ausstellung dokumentiert dieses Geschehen anhand von Texten, Plakaten, Bildern und Filmausschnitten. Dazu zählen unter anderem die Goebbels-Rede zur „Aktion wider den deutschen Ungeist“ und die „Feuersprüche“.
Die Bücherverbrennungen lieferten in der NS-Diktatur das Muster für weitere angeblich „spontane Aktionen des deutschen Volkes“. Auch in Dormagen zersplitterten am 9. November 1938 die Fensterscheiben jüdischer Geschäfte und Häuser. Betroffen war unter anderem die Familie von Louis Dahl, die an der Kölner Straße eine Metzgerei führte. Die in Dormagen noch lebenden Juden wurden in der Reichspogromnacht verhaftet.
In Kooperation mit dem Kreisarchiv zeigt die Stadtbibliothek dazu erschütternde behördliche Dokumente. In einem digitalen Bilderrahmen sind außerdem Fotos der Dormagener Stolperstein-Aktion zum Gedenken an die NS-Opfer zu sehen.
Die Ausstellung läuft bis zum 19. November und kann während der normalen Öffnungszeiten der Stadtbibliothek besichtigt werden: montags und freitags von 10 bis 18 Uhr, dienstags von 10 bis 20 Uhr, donnerstags von 14 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.