Weidenbohrer in Grevenbroich Bissige Raupe vermehrt im Bend gesichtet

Grevenbroich · Sie sind feuerrot und sollten besser nicht angefasst werden: In Grevenbroich tauchen die Raupen des Weidenbohrer-Falters auf. Bekämpft werden im Stadtgebiet allerdings andere (gefräßige) Raupen – etwa die des Schwammspinners.

Die Raupen des Weidenbohrers sind auffällige Zeitgenossen.

Foto: Wiljo Piel/wilp

Es ist schon ein seltsames Tier, das derzeit immer häufiger im Bend beobachtet wird. Feuerrot, fingerdick und fast zehn Zentimeter lang krabbelt es seelenruhig über die Spazierwege und verblüfft mit seinem bizarren Look so manchen Wanderer. Was da mitunter für Aufsehen sorgt, ist die Raupe des Weidenbohrer-Falters. Eine heimische Art, die mit Vorsicht zu genießen ist. Anfassen wäre zumindest keine gute Idee.

„Ein sehr interessantes Tier“, sagt der Grevenbroicher Biologie Oliver Tillmanns mit Blick auf die oben dunkelrot, unten gelb gefärbte Raupe, die im Verhältnis zu anderen Arten ungewöhnlich imposant ist. „Zunächst könnte man meinen, das wäre eine riesige Käferlarve.“ Trotz seiner Gefahr signalisierenden Färbung ist der Weidenbohrer-Nachwuchs aber größtenteils harmlos, auf keinen Fall giftig. „Allerdings hat die Raupe sehr große Beißwerkzeuge, die zum Einsatz kommen, sobald sie angefasst wird“, schildert Tillmanns. Blut fließe nach einem solch wehrhaften Biss jedoch nicht – „aber man bekommt einen gehörigen Schrecken“.

Die Tiere fallen gewöhnlich über Laubgehölze her

Oliver Tillmanns hat beobachtet, dass die Raupen-Art in den vergangenen Jahren wieder häufiger auftritt. „Früher bekam man sie seltener zu sehen“, sagt der Biologie. Nennenswerte Schäden habe sie hier aber wohl noch nicht verursacht. Die fetten Viecher fallen gewöhnlich über Laubgehölze her, ihre Lieblingsspeise sind Salweide und Schwarzerle. Aber auch an Apfel- und Birnbäumen ist diese Art anzutreffen – ihr Lebensraum hat sich über die Wälder hinaus längst bis in die Gärten erstreckt.

Dort ist der rote Krabbler aber noch recht unbekannt. „Gesehen haben wir das Tier bislang noch nicht“, sagt Dieter Volkwein vom Obst- und Gartenbauverein Neurath. Und auch Rolf Behrens vom Bund für Umwelt und Naturschutz ist froh, dass sich die Raupe noch nicht auf der Apfelwiese im Gartenschau-Gelände hat blicken lassen. Dort hegt und pflegt der BUND schon seit Jahren mehr als 120 Obstbäume. „Wir halten die Augen offen“, sagt Behrens.

So spektakulär die Raupe auch aussieht, so langweilig kommt das daher, was sich daraus nach zwei bis vier Jahren entpuppt. „Mit seinen hellgrauen Flügeln und der dunkelgrauen Marmorierung ist der Weidenbohrer-Falter eher unauffällig“, sagt Oliver Tillmanns. Für die Eiablage nutzen die Weibchen meist geschwächte oder abgestorbene Bäume, deren Rinden den geschlüpften Raupen zunächst als Nahrung dienen. Erst später fressen sie sich in das Holz, wodurch etwa zwei Zentimeter große ovale Gänge entstehen. Riecht es im Umfeld betroffener Bäume nach Essig, soll das auf eine Besiedlung durch den Weidenbohrer hinweisen.

Stark nach Essig gerochen hat es im Grevenbroicher Bend aber wohl noch nicht. Zumindest seien an den Bäumen noch keine Schäden festgestellt worden, sagt Rathaussprecher Lukas Maaßen nach Rücksprache mit der Forstverwaltung. Auch den Mitarbeitern der Stadtbetriebe sei die rote Raupe noch nicht aufgefallen. „Sie scheint hier offensichtlich nicht ganz so verbreitet zu sein“, meint Maaßen. „Aber wir halten die Augen offen.“

Ernsthafte Probleme bereitet der Stadt allerdings eine andere Raupe: So müssen auch in diesem Jahr wieder die Raupen des Eichenprozessionsspinners in Grevenbroich bekämpft werden. Die Härchen dieser Raupe können bei Kontakt mit der menschlichen Haut heftige allergische Reaktionen hervorrufen. Vor wenigen Jahren ist die Stadt dazu übergegangen, die Raupen präventiv mit einem Bakterienpräparat namens Bacillus thuringiensis zu bekämpfen. Dieses Präparat wird wegen des regnerischen Wetters der vergangenen Wochen allerdings erst in den kommenden Tagen zum Einsatz kommen. Der Einsatz soll wesentlich effektiver sein als das bloße „Absaugen“ der Raupen, das mit einem ungleich höheren Aufwand verbunden ist.

Bakterienpräparat wirkt auch gegen Schwammspinner-Raupen

Ein weiterer Vorteil des Bakterienpräparats: Es wirkt auch gegen die Raupen des Schwammspinners, die in den vergangenen Jahren unter anderem am jüdischen Friedhof bei Hemmerden für einen erheblichen Kahlfraß an Bäumen und Hecken gesorgt hatten. Auch bei Kapellen waren Bäume von den gefräßigen Raupen befallen. „An beiden Standorten wurde im Frühjahr 2023 das Bakterienpräparat zur Bekämpfung des Schwammspinners eingesetzt. Im darauffolgenden Sommer konnte bereits ein starker Rückgang der Schwammspinner-Population beobachtet werden“, sagt Rathaussprecher Lukas Maaßen: „Die Bekämpfungsmaßnahme ist somit erfolgreich und wird zur weiteren Reduzierung der Population und Verhinderung der Ausbreitung des Schwammspinners fortgeführt.“