Lebensmittelausgabe in Grevenbroich „Elsener Tisch“ muss immer mehr Menschen versorgen

Elsen · Um Brot, Gemüse und andere Dinge bei den Spendern abzuholen, waren die Helfer 20 Jahre lang mit privaten Autos auf Tour. Dank Geldspenden konnte nun ein Transporter gekauft werden. Weitere Investitionen sollen folgen.

 Das Team des „Elsener Tischs“ um den Vorsitzenden Alfred Jung (vorne rechts im Bild) mit Friedrich Hubert Esser (links), der dem Verein 10 000 Euro für den Kauf des neuen Transporters gespendet hat.

Das Team des „Elsener Tischs“ um den Vorsitzenden Alfred Jung (vorne rechts im Bild) mit Friedrich Hubert Esser (links), der dem Verein 10 000 Euro für den Kauf des neuen Transporters gespendet hat.

Foto: Kandzorra, Christian

Der „Elsener Tisch“ rangiert am Limit: Die Zahl der Kunden, die mittwochs zur Lebensmittelausgabe ins Carl-Sonnenschein-Haus an der Kirche St. Stephanus kommen, ist in den vergangenen Jahren sukzessive gestiegen. Mittlerweile versorgt der 2004 gegründete Verein 93 Haushalte mit Lebensmitteln – zusammengerechnet 380 Menschen. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren hatte der Verein gerade mal 50 Kunden bedient.

Um dem gesteigerten Andrang gerecht werden zu können, ist ein erheblicher logistischer Aufwand nötig. Dieser wird in Elsen von nur 33 Ehrenamtlern gestemmt. Sie rücken aus, um die Lebensmittelspenden aus dem Einzelhandel oder direkt von den Erzeugern abzuholen, lagern sie im Carl-Sonnenschein-Haus ein, bestücken jeden Mittwoch 125 Kisten mit Obst, Gemüse, Backwaren, Milchprodukten und anderem.

Die ehrenamtlichen Helfer haben in den vergangenen 20 Jahren vorwiegend ihre privaten Autos eingesetzt, um die Lebensmittel-Spenden im gesamten Rhein-Kreis Neuss abzuholen – und um sie in einigen wenigen Fällen auch an Bedürftige zu liefern, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Damit war für die Helfer eine enorme Last verbunden: insbesondere durch den Verschleiß der Autos auf den Touren, bei denen nicht selten 100 Kilometer und mehr zusammenkommen. Doch die Zeiten der Privatautos gehören seit wenigen Tagen (zumindest größtenteils) der Vergangenheit an: Der „Elsener Tisch“ ist jetzt mit einem eigenen Transporter mobil.

Das Fahrzeug soll die ehrenamtliche Arbeit erleichtern. Am Steuer sitzt Hans Willi Groß, daneben Alfred Jung und Friedrich Hubert Esser.

Das Fahrzeug soll die ehrenamtliche Arbeit erleichtern. Am Steuer sitzt Hans Willi Groß, daneben Alfred Jung und Friedrich Hubert Esser.

Foto: Kandzorra, Christian

Dass der weiße Fiat gekauft werden konnte, ist einigen großzügigen Geldspenden zu verdanken, darunter der des gebürtigen Grevenbroichers Friedrich Hubert Esser. Er ist Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn und war Ende vergangenen Jahres von der Handwerkskammer Düsseldorf mit dem Georg-Schulhoff-Preis gewürdigt worden. Der Preis wurde ihm für sein Engagement für die berufliche Bildung verliehen und ist mit 10 000 Euro dotiert – Geld, das Esser jetzt zu 100 Prozent an den „Elsener Tisch“ gespendet hat.

Diese Spende war so etwas wie der „finanzielle Durchbruch“, der dem Verein den Kauf des Transporters ermöglicht hat. Das neue Auto hat insgesamt 28 000 Euro gekostet. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte der Verein um Spenden für ein eigenes Fahrzeug geworben – mit Erfolg: In den darauffolgenden Monaten haben mehrere Unternehmen Geld für diesen Zweck beigesteuert, auch zahlreiche Einzelspender wurden verzeichnet.

Sie alle sichern mit ihrem Beitrag letztlich die Zukunft der Lebensmittelausgabe in Elsen und bringen dem Team um Vereinsvorsitzenden Alfred Jung Wertschätzung entgegen. Alfred Jung und Friedrich Hubert Esser hatten sich vor einem Jahr beim Schützenfest über die Herausforderungen unterhalten, mit denen sich der „Elsener Tisch“ konfrontiert sieht. Für Esser stand schnell fest, dass er helfen will. Der Grevenbroicher möchte aber nicht „den großen Spender“ mimen, sondern künftig auch selbst mit anpacken: Als Pensionär will er sich im Verein engagieren, die Lebensmittelausgabe persönlich unterstützen.

Der „Elsener Tisch“ unterstützt auch durch Beratungsangebote

Jung und Esser kennen sich nicht nur vom Schützenfest: Sie waren schon Mitte der 1970er Jahre Weggefährten – und zwar in der Berufsschule. Beide haben als junge Männer eine Bäckerlehre absolviert.

Bei der Scheckübergabe in Elsen schlug Esser eine Brücke zwischen dem Verein und dem Bundesinstitut für berufliche Bildung, dessen 950 Mitarbeiter unter anderem Ausbildungsordnungen erstellen: Beide Institutionen eint das Bestreben, Menschen zu unterstützen und letztlich auch in Qualifizierung zu bringen. „Einen Beruf zu haben, gehört mit zur Teilhabe“, sagt Esser.

Der „Elsener Tisch“ bietet Unterstützung neben der Lebensmittelausgabe auch durch Beratungsangebote.

Kerngeschäft bleibt aber die Versorgung Bedürftiger mit Lebensmitteln. Der neue Transporter wird den Ehrenamtlern die Arbeit erleichtern. Gleichwohl gibt es einige Faktoren, die es ihnen nicht einfach machen, die Versorgung aufrechtzuerhalten. Wie Hans Willi Groß vom Verein berichtet, bleiben seit der Hochphase der Corona-Pandemie weniger Lebensmittel im Einzelhandel übrig. Dadurch musste der „Elsener Tisch“ seinen Radius erweitern, was die Akquise neuer Lebensmittel-Spenden betrifft.

Und es gibt noch mehr Herausforderungen: So stößt das Lager der Lebensmittelausgabe an seine Kapazitätsgrenzen. Darin laufen ältere Kühlschränke, die zeitnah durch effizientere Modelle ausgetauscht werden müssen.

Wie Vereinsvorsitzender Alfred Jung erklärt, ist auch die Anschaffung eines Seecontainers geplant, in dem Lebensmittel künftig in modernen Kühlgeräten gelagert werden sollen. Die Kirche soll für die Aufstellung auf der Rückseite des Carl-Sonnenschein-Hauses bereits ihr „Go“ gegeben haben.

Zu den Kunden des „Elsener Tischs“, der an die Pfarre angegliedert ist, zählen Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters – Kriegsflüchtlinge, Familien mit Kindern und alleinstehende Senioren, die sich nicht viel leisten können. Sie können Lebensmittelspenden beim Verein zum symbolischen Preis von einem Euro kaufen, sofern sie vorab durch einen Beleg von Jobcenter oder Sozialamt nachgewiesen haben, auf Unterstützung angewiesen zu sein.

„Wir könnten neue Kunden ohne Ende annehmen“, sagt Vereinsvorsitzender Alfred Jung. Die vorläufige Grenze sei jedoch mit 93 Haushalten erreicht. Logistisch sei mit 33 Ehrenamtlern nicht mehr zu machen.

Zusätzliche Helfer sind schwer zu finden, sagt Jung, der dafür werben möchte, sich zu engagieren. „Was uns motiviert, ist das Lächeln der Menschen, denen wir helfen können.“