Polizei ermittelt nach Geldautomat in Hemmerden gesprengt
Geldautomaten-Knacker haben erneut im Stadtgebiet zugeschlagen. In der Nacht zu Donnerstag sprengten sie den Sparkassen-Pavillon am Kirchplatz in Hemmerden. Die Polizei fahndet nach einem Trio, das in einem SUV flüchtete.
Zwei Detonationen in der Nacht zum Donnerstag rissen viele Hemmerdener aus den Betten. Unbekannte Täter hatten gegen 2.35 Uhr den Geldautomaten in einem frei stehenden Pavillon am Kirchplatz gesprengt. Die Polizei sucht jetzt nach drei Männern, die nach Zeugenaussagen in einem SUV in Richtung Landstraße geflüchtet sein. Ob sie Beute gemacht haben, ist noch unklar. Die Fahndung, bei der auch ein Hubschrauber eingesetzt wurde, blieb ohne Erfolg.
Bei Tagesanbruch am Donnerstag wurde im Licht der ganze Schaden deutlich. Der Sparkassen-Pavillon ist völlig demoliert, die Scheiben sind zersplittert, vom Geldautomat und dem Selbstbedienungsgerät sind nur Trümmer übrig geblieben. Dämmplatten, von der Wucht der Sprengung herausgerissen, hängen von der Decke. Auch das Buswartehäuschen daneben ist beschädigt, Glassplitter liegen umher. Die Wand eines benachbarten Hauses trug ebenfalls Schäden davon.
Nachdem die Kripo den Ort untersucht und Befragungen vorgenommen, war Aufräumen angesagt. Ob die Täter Gas oder Festsprengstoff verwendet haben, konnte die Polizei am Donnerstag noch nicht sagen. „Das ist noch Gegenstand unserer Ermittlungen“, sagt Sprecherin Claudia Suthor. In Hemmerden sorgte die Sprengung für Aufregung. „Ich bin durch zwei Explosionen aufgewacht“, berichtet eine Nachbarin. „Als ich aus dem Fenster sah, stand ein dunkler Pkw mit einer Person darin an unserem Haus.“ Nach dem Krach seien viele Menschen auf die Straße gekommen. „Es war 2.38 Uhr, als zunächst die Alarmanlage losging. Dann hörte ich den ersten, danach einen weiteren Knall“, berichtet ein Nachbar von gegenüber. „Ich bin in meine Klamotten geschlüpft und nach draußen gelaufen.“ Die Täter seien noch beim Einladen gewesen. „Sie arbeiteten zügig, wirkten aber gechillt“, schildert er.
Laut Zeugenaussagen ist einer der drei Männer im Auto geblieben, zwei weitere mit Stirnlampen seien am Automaten zugange gewesen.
Innerhalb von zehn Jahren schlugen bereits zum dritten Mal Täter am Kirchplatz zu. 2012 erschütterte eine Explosion die Hemmerdener Sparkassen-Filiale, die sich damals noch in einem Haus gegenüber befand. Mit Gas war der Automat gesprengt worden, es entstand beträchtlicher Schaden am Haus. 2017 rissen Unbekannte mit einem Kleinlaster einen Automaten aus der Wand des damaligen Service-Points der Raiffeisenbank. Anfang dieses Jahres nahm die Zahl der Sprengungen im Rhein-Kreis Neuss zu. Bislang wurden im Kreisgebiet bereits acht Geldautomaten gesprengt, darunter am 12. Januar der Sparkassenpavillon an der Provinzstraße in Gustorf. Bei sechs weiteren Taten im Kreis blieb es beim Versuch. Die Geldinstitute reagierten auf die Attacken: Mehrere Geldautomaten-Standorte wurden geschlossen, beispielsweise das Gerät der Sparkasse im Neukirchener Supermarkt – laut dem Geldinstitut aus Sicherheitsgründen. Die Volksbank Erft legte vorher bereits den Geldautomaten in Elfgen still. Das Risiko eines Anschlags sei zu groß. Sparkasse und Volksbank haben für verschiedene Orte eine Kooperation vereinbart, so dass Kunden des einen beim Automaten des anderen ihr Geld ziehen können.
Ob in Hemmerden nach dem Totalschaden ein neuer Pavillon aufgestellt wird, ist noch offen. „Dazu können wir aktuell noch keine Aussage treffen, dafür ist es noch zu früh“, sagte ein Sprecher der Sparkasse auf Anfrage unserer Redaktion. Hemmerdener, die Geld ziehen möchten, sollten die nächstgelegenen Standorte nutzen. Das wären die Filiale in Kapellen und der Automat in Bedburdyck.