Investitionen in Milliardenhöhe geplant Das Revier soll „grüner“ werden
Grevenbroich · Der Konzern will Milliarden investieren, um sein grünes Kerngeschäft auszubauen. Wo Kohle verfeuert wurde, könnten bis 2030 Gaskraftwerke entstehen, die für eine Umstellung auf Wasserstoff geeignet sind. Eine Chance für Grevenbroich.
Der Energiekonzern RWE will in den nächsten acht Jahren vier Milliarden Euro allein in Nordrhein-Westfalen investieren. Ein Schwerpunkt dabei liegt mit einer geplanten Kapazität von 1000 Megawatt auf Erneuerbaren Energien, ein anderer Schwerpunkt mit 2000 Megawatt auf sogenannten flexiblen und wasserstofffähigen Backup-Kapazitäten. Das bedeutet: RWE will den Bau von Gas- und Wasserstoff-Kraftwerken vorantreiben. Der Konzern zieht dafür auch die Standorte von Braunkohlekraftwerken im Rheinischen Revier in Betracht. Damit ist automatisch auch Grevenbroich im Gespräch.
„Unsere Standorte im Rheinischen Revier haben eine hervorragende Infrastruktur“, sagt Konzernsprecher Lothar Lambertz. Die Anbindung an das Stromnetz beispielsweise gilt als gute Voraussetzung dafür, dort Gaskraftwerke zu errichten, die perspektivisch auch mit grünem Wasserstoff versorgt werden könnten.
Der Wasserstoff muss an die einzelnen Standorte gelangen
Auf bestimmte Standorte festlegen will sich RWE noch nicht. Das Interesse an entsprechenden Investitionen hat der Konzern auch gegenüber der Landesregierung bekräftigt – wenn auch verbunden mit der Forderung, ein Anreizsystem zu schaffen, damit sich Investitionen in die Anlagen rechnen. Auch brauche es Klarheit, wie Wasserstoff ab Mitte der 2030er Jahre an die einzelnen Standorte gelangen könnte. Mit der Kohle aufhören und stattdessen mit Gas oder Wasserstoff Energie erzeugen: Das ist einfach gesagt, bedarf aber großer Umbauten. RWE-Sprecher Lambertz spricht in diesem Zusammenhang von Neubauten, die entstehen müssten. Alte Kraftwerksbauten in Gänze weiterzuverwenden, sei bei diesem Vorhaben nicht möglich. „Wir ziehen alle Standorte in Betracht“, antwortet Lambertz auf die Frage, ob sich Neurath oder auch Frimmersdorf als Standorte für Gaskraftwerke anbieten. Wie es konkret weitergeht, könnte entschieden werden, wenn klar ist, wie lang im Rheinischen Revier Braunkohle verstromt wird. Die Bundesregierung strebt bekanntermaßen einen Kohleausstieg „idealerweise“ bis zum Jahr 2030 an. Dennoch: Die Ankündigungen des Konzerns stoßen in Grevenbroich auf offene Ohren. Schließlich geht es um Hunderte Fachkräfte in der Region und um Fragen, wie die Kraftwerksflächen künftig genutzt werden könnten. Für den Strukturwandel sind dringend gute Lösungen gefragt. RWE hat nun auch hier Unterstützung zugesagt, konkret in Form eines aktiven Flächenmanagements für die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie. Weiter soll unter anderem die enge Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Landfolge Garzweiler fortgeführt werden, dem auch die Stadt Grevenbroich im kommenden Jahr beitreten wird.
„Konstruktive Vorschläge, um gemeinsam den Strukturwandel erfolgreich meistern zu können, begrüße ich grundsätzlich sehr. Allerdings ist die Infrastruktur für Gaskraftwerke nicht vorhanden. Bund und Land müssten erst entsprechende Rahmenbedingungen schaffen“, sagt dazu Bürgermeister Klaus Krützen, der darauf hinweist, dass bereits ein Ausbau von Windanlagen stattfinde. Dem Grevenbroicher Verwaltungschef ist „die Rückkopplung mit den betroffenen Kommunen“ sehr wichtig. „Sie müssen mitgenommen werden, damit uns die Herausforderung Strukturwandel in der gesamten Region gelingt“, sagt Krützen.
Grevenbroich habe große Industrieflächen, die gemeinsam mit dem Eigentümer RWE für eine Nachnutzung entwickelt werden müssten. „Dabei haben nachhaltige Arbeitsplätze für mich Priorität“, meint der Bürgermeister. Auch das künftige Gewerbesteueraufkommen sei „ein wichtiger Faktor“. Der Vorschlag von Krützens Parteikollege und SPD-Fraktionschef Daniel Rinkert: Die Stadt sollte zusammen mit RWE eine Projektgesellschaft gründen, um gemeinsam die Entwicklung der künftig freiwerdenden Kraftwerksflächen voranzutreiben – mit dem Ziel, gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen.
Unabhängig von der Frage, ob Grevenbroich Gaskraftwerks-Standort werden könnte, bekräftigt Sprecher Lothar Lambertz: „Wir haben das gesamte Revier, und damit auch Grevenbroich, in Bezug auf Erneuerbare Energien – darunter Windkraft und Photovoltaik – im Blick. Wir verfügen hier über einige Flächen und sehen gute Möglichkeiten, beim Ausbau voranzukommen.“ Eine Rolle dabei spielen die guten Beziehungen zu den Kommunen.