Renovierung während der Corona-Pandemie Grefi will neue Kino-Maßstäbe setzen
Grevenbroich. · Während andere Kinos während der Corona-Pandemie geschlossen hatten, wurde im Grefi gearbeitet: Nach der nun abgeschlossenen Renovierung hat der große Saal jetzt Großstadt-Qualität. Was nun noch fehlt, sind die Blockbuster.
Nach umfangreicher Sanierung hat das Grefi seit Donnerstag wieder geöffnet. Doch der Publikumsandrang ist noch verhalten. Lediglich 200 Film-Fans besuchten das Kino bis zur Sonntagnachmittag-Vorstellung. Betreiber Jochen Kuhnert ist andere Zahlen gewohnt. „Aber für den Anfang ist das zufriedenstellend, wir leben schließlich in ungewöhnlichen Zeiten“, sagt er. Was ihm Mut macht: Seine auf Facebook gestellten Fotos vom soeben frisch renovierten Lichtspielhaus wurden mehr als 12 000 Mal im Sozialen Netzwerk aufgerufen und positiv kommentiert. „Das war unser erfolgreichster Post aller Zeiten“, freut sich Kuhnert. Jetzt hofft er auf die entsprechende Resonanz an der Kino-Kasse.
In der Coronavirus-Pandemie hat das Grefi tüchtig in seine Zukunft investiert. Weit mehr als 100 000 Euro sind in die nun abgeschlossene Renovierung des Hauses geflossen. Vor allem der große Saal hat nach den Arbeiten immens gewonnen: Dort wurden 200 hochmoderne „Rocking-Chairs“ postiert, deren Rückenlehnen sich nach hinten klappen lassen, während der Sitz sanft nach vorne gleitet. „Ein Gefühl wie auf dem Sofa“, schwärmt Kuhnert über den gelungenen Erwerb. „Grevenbroich muss damit den Vergleich mit Düsseldorfer Kinos nicht mehr scheuen.“
Grefi will es mit Kinos aus Düsseldorf aufnehmen
Zwischen jedem zweiten Sitz befindet sich nun ein Seitentisch, in die Armlehnen sind Becherhalter integriert, das alles sorgt für reichlich Komfort – der aber seinen Preis fordert. Auf 70 Plätze musste wegen der neuen Sitzanordnung verzichtet werden. „Das lässt sich aber verschmerzen“, sagt Kuhnert. Auch in zwei kleineren Sälen ist es gemütlicher geworden: 266 Sitze wurden dort mit neuen Polstern versehen. Auch das Foyer zeigt einen neuen Look: Vorher braun getünchte Wände präsentieren sich nun mit schicken Grautönen. „Ich kann nur hoffen, dass die Leute das alles honorieren und unseren Kulturbetrieb unterstützen“, sagt der Betreiber.
Die Kinos in Nordrhein-Westfalen dürfen zwar wieder seit dem 30. Mai ihre Türen öffnen, doch das Grefi hat erst am vergangenen Donnerstag nachgezogen. Das war einerseits der Renovierung geschuldet, andererseits der Tatsache, dass es noch an einem zugkräftigen Programm mangelt. „Die Blockbuster fehlen halt“, sagt Kuhnert. In den USA seien die Kinos noch geschlossen, in China öffnen sie allmählich wieder, das habe Auswirkungen auf den europäischen Markt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Disney einen zugkräftigen Film wie ,Mulan’ als Weltstart nur für Europa herausbringt“, meint der Betreiber. So kann er zurzeit lediglich eine Mischung aus aktuellen und etwas älteren Filmen präsentieren – etwa die Thriller „Unhinged“ oder Animations-Filme wie „Onward“. Um den Filmfans einen Anreiz zu bieten, hat Kuhnert die Preisstruktur geändert und drei Kinotage eingeführt – am Montag, Dienstag und Mittwoch.
Kino läuft in Zeiten der Pandemie etwas anders ab als gewohnt: Wenn sie nicht online gebucht haben, müssen Besucher ihre Namen und Telefonnummern an der Kasse abgeben. Die geltenden Abstandsregeln müssen eingehalten, ein Mund-Nase-Schutz muss getragen werden – zumindest bis zum Betreten des jeweiligen Saals. Was übrigens nicht für die Eisverkäufer gilt, die dürfen nur mit einer Maske in den Vorführraum.
„Ich hoffe, dass die Verleiher sich schon bald etwas mehr trauen werden und uns mit guten Filmen versorgen“, sagt Jochen Kuhnert mit Blick auf seine Programmgestaltung.
Starttermine für Blockbuster wie „Tenet“, „Mulan“ und der neue James Bond gebe es zwar – „aber wer weiß, ob die eingehalten werden“.