Personalnot in der Elsener Kindertagesstätte Kita „Blumenwiese“ muss drei Gruppen schließen
Elsen · Der Personalnotstand bringt den Betrieb der Elsener Kindertagesstätte „Blumenwiese“ an seine Grenzen. Ab nächster Woche schließt sie drei ihrer insgesamt acht Gruppen. Ein Notfallplan für die Betreuung der Kinder tritt in Kraft.
Weil es an Fachkräften fehlt, zieht die inklusive Kita „Blumenwiese“ in Elsen die Reißleine: Sie wird drei von insgesamt acht Gruppen schließen. Zwar wurde versucht, die 100 Kinder notdürftig zu betreuen – doch dieses „über Wasser halten“ sei nun nicht mehr möglich. „Seit Monaten sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Teams nur noch Feuerlöscher“, beschreibt Leiterin Andrea Lambertz-Bolten die Situation. „Tagtäglich müssen wir überlegen und organisieren, wie die Betreuung der Kinder überhaupt aufrechterhalten werden kann.“
Für sie und Andreas Fortenbacher, Geschäftsführer des Kita-Trägers „Leben und Wohnen – Lebenshilfe Rhein-Kreis Neuss“, ist jetzt klar: „Wir müssen schweren Herzen drei Gruppen schließen.“ Ein Notfallplan, der eine Betreuung für alle Kita-Kinder abwechselnd vorsieht, steht bereits: Von Montag, 27. November, bis Freitag, 26. Januar, sollen die Kinder fünf Wochen insgesamt betreut werden, jedoch unregelmäßig in der Wochenplanung. Darüber wurden die Eltern am Dienstag informiert. „Die Mütter und Väter wissen um die Personalsituation, die allgemein in den Kindertagesstätten herrscht. Daher sind wir mit unserer Maßnahme zumindest ein Stück weit auf Verständnis gestoßen“, sagt Lambertz-Bolten.
Team ist sich der Problematik
für die Eltern bewusst
„Wir sind eine Bildungseinrichtung; alle Kinder hier haben das gleiche Recht auf Bildung und Förderung“, erklärt die Kita-Leiterin. „Also sollen alle Familien gleichermaßen die Möglichkeit der Betreuung ihrer Kinder haben.“ Das Team der „Blumenwiese“ sei sich der Zumutung und Problematik für die Eltern und Familien durchaus bewusst. „Wir würden diesen Notfall so gerne mit allen Kräften versuchen, zu vermeiden – aber es geht nicht mehr.“ Das Team der Tagesstätte setzt sich zwar aus insgesamt 35 Mitarbeitenden zusammen, viele Kollegen seien aktuell jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht verfügbar, zum Beispiel wegen Langzeiterkrankungen.
„Selbstverständlich sind wir seit vielen Monaten dabei, neue Fachkräfte zu suchen, über alle uns möglichen Kanäle“, sagt Andreas Fortenbacher, der die Teams in den Fördereinrichtungen des Trägers schon seit langer Zeit unter hoher Belastung sieht. „Kombiniert man Personalknappheit mit hohen Ausfalltagen der Kolleginnen und Kollegen, kommen wir zum Notstand“, betont der Geschäftsführer. Das sei eine kurzfristige Maßnahme, die auf Kosten der Familien gehe, „aber sicher keine langfristige Lösung“.
Keine Fachkräfte ohne bessere Finanzierung der Tagesstätten
Personal finden, wo keines ist – vor diesem Problem stehe nicht nur die Lebenshilfe im Rhein-Kreis, sagt Andreas Fortenbacher, der politische Lösungen fordert. „Mit den aktuellen und politischen Bestimmungen können wir einen Kita-Betrieb in der im Kinderbildungsgesetz vorgeschriebenen Art nicht mehr halten“, erklärt er. Ebenso seien keine Fachkräfte ohne eine bessere grundsätzliche Finanzierung der Tagesstätten zu bekommen.
Es werde mitangesehen, wenn Träger, Institutionen, Eltern und Mitarbeitende von deutschen Kitas für eine bessere Situation demonstrieren. „Aber spürbar verändert wird bisher nichts, das ist das Schlimme“, gibt Andreas Fortenbacher zu bedenken. „Von unserer Seite können wir sagen: Wir haben vieles getan. Wir haben uns an unsere regionale Politik gewandt, wir suchen aktiv Personal, wir motivieren unsere Kolleginnen und Kollegen, wir halten Belastungen aus und machen weiter – auch jetzt.“
Erst vor wenigen Tagen hatte die Stadt per Elternbrief über die angespannte Betreuungssituation in den Kitas informiert. Aufgrund von Stellenvakanzen, Langzeiterkrankungen und Beschäftigungsverboten komme es zu personellen Ausfällen in verschiedenen Einrichtungen. „Trägerübergreifend und landesweit ist das das Ergebnis des seit vielen Jahren zu beklagenden Fachkräftemangels in sozialpädagogischen Berufsfeldern“, sagt Jugenddezernent Florian Herpel. Um die Aufsichtspflicht in den Kitas aufrecht zu erhalten, dürfen nach der Personalverordnung des Landes ausschließlich Fachkräfte eingesetzt werden. „Würde das Land diese Personalverordnung öffnen, müsste die Stadt nicht mehr den Mangel verwalten“, sagt Herpel. „Dann könnten wir auf ein größeres Potenzial von Ergänzungskräften zurückgreifen.“