„Jugendarbeit ist eine gesellschaftliche Aufgabe“

Birgit Schikora ist neue Leiterin des Jugendamtes in Grevenbroich. Für sie kann erzieherische Hilfe nur einen Beitrag leisten.

Grevenbroich. Das Jugendamt hat eine neue Leiterin. Seit Monatsanfang steht Birgit Schikora an der Spitze der Behörde — offiziell allerdings noch kommissarisch, bis der Jugendhilfeausschuss seine Zustimmung gegeben hat.

Ihre Vorgängerin Christa Schmitz-Kahmen (51) habe die Leitung aus persönlichen Gründen abgegeben, hieß es aus der Verwaltung. Sie sei nun auf eigenen Wunsch in der Jugendhilfeplanung tätig.

Ein Arbeitsgebiet, das auch Birgit Schikora gut kennt. Geboren 1964 im niedersächsischen Sülbeck, kam sie mit zwölf Jahren nach Grevenbroich und machte 1982 Fachabitur am Erasmus-Gymnasium. Das Jugendamt lernte sie im anschließenden Praktikum kennen. Ein Studium an der Hochschule Niederrhein folgte. Dann war die diplomierte Sozialarbeiterin unter anderem als Volontärin in Italien tätig und machte Ausbildungen zur Mediatorin und Verfahrenspflegerin. Die zweifache Mutter lebt heute in Wevelinghoven.

Seit 1989 arbeitet Birgit Schikora bei der Stadtverwaltung im Fachbereich Jugend. Hinsichtlich ihrer neuen Aufgabe blickt sie zuversichtlich in die Zukunft: „Ich glaube, dass wir personell und planerisch gut aufgestellt sind.“ Noch vor drei Jahren sah es ganz anders aus, erinnert sich die 47-Jährige. Damals war der Fachbereich durch Krankheit und hohe Fluktuation arg geschwächt. In der Zwischenzeit wurde der Allgemeine Soziale Dienst um drei Stellen auf 18 aufgestockt, weitere 13 Mitarbeiter sind in der Jugendpflegeförderung tätig. Die offenen Ganztagsschulen eingerechnet, beschäftigt das Jugendamt derzeit über 200 Mitarbeiter.

Im vergangenen Jahr leistete das Jugendamt 380 Mal Hilfestellung für Kinder und Familien, ambulant wie stationär. Ein bedeutendes Problem sei dabei die Vernachlässigung von Kindern, so Birgit Schikora. Prävention und Hilfe sind keine leichten Aufgaben, wie sie einräumt. „Aber der Druck gehört zum Alltagsgeschäft.“

Dennoch sei es verfehlt, die Verantwortung allein der Behörde aufzubürden. „Jugendarbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der das Jugendamt lediglich seinen Beitrag leisten kann.“

Umso wichtiger schätzt die neue Leiterin die Kooperation mit anderen Einrichtungen ein. So wurde im Dezember die „frühe Hilfe“ eingerichtet, die werdende Mütter und junge Familien im Kreisgebiet unterstützt. Das Ziel sei das gleiche wie bei allen erzieherischen Hilfen, sagt Birgit Schikora: „Nämlich, überflüssig zu werden.“