Museum der niederrheinischen Seele: Karaoke op platt und Panhas
In der sanierten Villa Erckens wurde am Sonntag das Museum der niederrheinischen Seele eröffnet.
Grevenbroich. Wie stellt man eine Seele ins Museum? Was ist das überhaupt, eine Seele — noch dazu: die niederrheinische Seele? Antworten auf diese und viele andere Fragen finden die Besucher im „Museum der niederrheinischen Seele“, das nach knapp einjähriger Umbauzeit am Sonntag in der komplett sanierten Villa Erckens eröffnet wurde.
Die Seele, das sei „die Summe der Erfahrungen und Emotionen, die jeder Mensch in sich trägt“, erklärt Ulrich Hermanns, der als Planer maßgeblich an der Entwicklung des Konzepts beteiligt war. Weil sich das in einem herkömmlichen Stadt- oder Heimatmuseum nicht einfangen lässt, musste ein völlig neuartiges Ausstellungskonzept her.
Eines, das sich anhand einzelner Themen der niederrheinischen Kultur annähert, bis sich das Ganze beim Betrachter allmählich zu einem Gesamteindruck zusammenfügt.
Genau das leistet die neue Dauerausstellung. In mehreren Themenräumen geht es um Industrie und Energiegewinnung, um Landschaft, Glauben, Küche, Sprache und Festkultur. Alles präsentiert im Stil eines modernen Erlebnismuseums, mit vielen Stationen zum Anfassen, Zuhören und Mitmachen.
Wer mag, kann sich beispielsweise im interaktiven „Niederrhein-Karaoke“ an Wörtern und Redensarten „op platt“ versuchen. Im Raum „Kostproben“ haben die Museumsmacher Spezialitäten wie Panhas und Apfelriemchen-Torte zum Anschauen serviert — echte Speisen, die durch ein spezielles Verfahren haltbar gemacht wurden.
Unter dem Motto „Glaubensfragen“ haben die Besucher Gelegenheit, eigene Erlebnisse mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen aufzuschreiben. Die Texte wandern ins ebenfalls neu gegründete „Archiv der niederrheinischen Glaubenstoleranz“.
Als neue Ausstellungsfläche steht nun auch das Untergeschoss zur Verfügung. Unter dem Titel „Druckwerke“ erwartet die Gäste dort ein Überblick über die Industriegeschichte der Region. An einem Monitor können sie interaktiv durch eine Luftaufnahme des Stadtgebiets klicken und die Standorte historischer Fabriken kennenlernen.
Der Raum nebenan widmet sich einem musealen Schätzchen: Prototyp 1 von Diedrich Uhlhorns Münzprägemaschine von 1817 ist nach langen Jahren im Depot nun frisch restauriert zu bewundern.
Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack rechnet mit 15 000 Besuchern jährlich. Bereits jetzt zeichne sich großes Interesse ab: „Schon vor der Eröffnung waren die ersten zehn Führungen ausgebucht.“ Weitere Angebote werden derzeit erarbeitet, darunter Schulaktionen sowie Führungen für Jugendliche und ältere Menschen.
Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag 11-17 Uhr, Freitag 9-13 Uhr.