ÖPNV in Grevenbroich Neue Busse für die Stadt Grevenbroich
Grevenbroich · Vier Busse mit Mild-Hybrid-Technologie beschafft der Busverkehr Rheinland für Grevenbroich. Die Grünen hätten sich emissionsfreie Fahrzeuge gewünscht. Die Ratskooperation will mehr Einfluss auf Entscheidungen zum Busverkehr.
Vor elf Jahren waren sie super-modern. Stadt und Busverkehr Rheinland stellten einen von sechs neuen Niederflurbussen mit dem wohlklingenden Typ-Namen „Lion’s City“ des Herstellers MAN vor – mit der Stadtsilhouette auf der Front. Nun, nach elf Jahren, rollt für einige der „Löwen“ die Ablösung an – und es werden erneut Raubkatzen sein: „Im Bereich der BVR Busverkehr Rheinland GmbH werden wir Ende 2022 zahlreiche Busse des Baujahres 2011 austauschen. Wenn alles so wie geplant läuft, dann wird auch der Stadtbusverkehr in Grevenbroich voraussichtlich vier Neufahrzeuge erhalten“, teilt Sigrun Richter, Sprecherin der DB Regio Bus NRW, mit. Zu dieser Gruppe gehört der BVR, der wiederum den Stadtbus Grevenbroich mit 15 Linienbussen betreibt. „Die neuen Busse tragen die Bezeichnung „MAN Lion’s City Efficient Hybrid“. Sie sind emissionsärmer und bieten noch mehr Komfort für die Fahrgäste“, erklärt Richter.
Bundesweit habe DB Regio Bus knapp 100 Fahrzeuge mit der Mild-Hybrid Technologie im Einsatz. „Die neuen Busse verringern ihren Emissionsausstoß durch Nutzung anfallender Bremsenergie“, sagt Richter. Während des Bremsens erzeuge ein Generator elektrische Energie, die in Kondensatoren auf dem Dach – Ultracaps genannt – gespeichert wird. Bleibt der Bus an Haltestellen oder Ampeln stehen, würden die Ultracaps die Versorgung des Bordnetzes sichern – etwa für das Öffnen und Schließen der Türen oder die Belüftung –, so dass der Verbrennungsmotor in dieser Zeit abgestellt werden kann. So würden Emissionen vermieden, erklärt die Sprecherin.
Das soll nicht der einzige Vorteil sein. Fahrgäste würden von den großen Seitenscheiben und Glasdächern profitieren, die viel Licht einlassen. Bei Dunkelheit sorge indirekte Beleuchtung für angenehmes Licht. Neue Heizungen würden weniger Geräusche im Fahrgastraum erzeugen und die Wärme im Winter gleichmäßig verteilen. Irgendwann ist es eben mit der Sommerhitze vorbei. Zur Sitzplatzzahl und zu anderer Ausstattung machte DB Regio noch keine Angaben.
Die Grünen stören sich am eingebauten Verbrennungsmotor
Klar ist: Bei den „Löwen“ vom Baujahr 2022 handelt es sich um eine neue Generation, doch Grünen-Fraktionschef Peter Gehrmann übt aus mehreren Gründen Kritik. Unter anderem stört er sich am nach wie vor eingebauten Verbrennungsmotor: „Erste Option für uns wären Linienbusse mit Elektromotor oder mit Wasserstoff-Antrieb gewesen. Wir wollen doch Teil einer Modell-Region für Wasserstoff-Mobilität werden. Für solche Busse könnte man doch Zuschüsse beantragen“, sagt Gehrmann. Der Regionalverkehr Köln (RVK) will 108 wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Hybridbusse beschaffen. Und Busse mit E-Antrieb rollen schon in vielen Städten, auch vom „Lion’s City“ gibt es einen Elektrobus.
Gehrmann hat aber auch generelle Kritik: „Unsere Erwartungshaltung ist, dass bei Investitionen in dieser Größenordnung der BVR die Stadt in die Entscheidungsprozesse mit einbezieht. Wir hätten es lieber, wenn der BVR die Anschaffung zunächst der Stadtverwaltung und der Politik vorgestellt hätte“, so der Grünen-Frakionschef.
Insbesondere angesichts der Umsetzung des neuen Mobilitätskonzeptes wäre „eine enge Abstimmung notwendig, da die seit Jahrzehnten unveränderte Linienführung nicht mehr dem tatsächlichen Bedarf entspricht. Wir werden jetzt auf den BVR zugehen und das Gespräch suchen“, kündigt der Politiker an. Geklärt werden soll etwa, ob die neuen Fahrzeuge in das geplante Mobilitätskonzept passen und auch von der Fahrgast-Kapazität ausreichen. Gehrmann hofft auf eine preiswerte Anschluss-Lösung für das Neun-Euro-Ticket, das zurzeit viele zusätzliche Fahrgäste in Busse und Bahnen bringt.
Doch es geht dem Fraktionschef nicht nur um Fahrzeuge: „Ziel der Ratskooperation ist es, in Grevenbroich ein Stadtbussystem in städtischer Trägerschaft zu errichten, um unmittelbaren Einfluss auf die künftige Entwicklung des Busverkehres zu erhalten. Leider ist der BVR bis zum Jahr 2029 vertraglich als Betreiber gesetzt.“
Bereits Ende 2021 hatten SPD, Grüne und Mein Grevenbroich beantragt, dass die Verwaltung ein Konzept „für einen Stadtbus in Trägerschaft der Stadt beziehungsweise der städtischen Gesellschaften entwickelt“. Ziel sei es, mehr Verbindungen zu schaffen, eine bessere Taktung und günstigere Ticketpreise. Zudem setzt sich die Ratskooperation für emissionsfreie Busse ein. „Dafür benötigen wir auch mehr unmittelbaren Einfluss auf die Veränderungen im Stadtbussystem“, betont die Ratskooperation.