Öffentlicher Personennahverkehr in Grevenbroich Weg zur Barrierefreiheit ist weit
Grevenbroich. · Der ÖPNV soll bis 2022 vollständig barrierefrei sein. Von 217 Haltestellen erfüllen bisher nur 12 diesen Anspruch.
Die Stadt steht vor einer Herausforderung. Bis Januar 2022 soll der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) vollständig barrierefrei zu nutzen sein. Das schreibt das Personenbeförderungsgesetz vor. Dazu gehört beispielsweise ein möglichst stufenloser Ein- und Ausstieg an den Bushaltestellen. Der Busverkehr Rheinland setzt beim Stadtbus bereits Niederflur-Busse ein, auch Fahrzeuge anderer Unternehmen verfügen über niedrige Einstiegshöhen – an etlichen Haltestellen ist dennoch ein Höhenunterschied zu überwinden. Lediglich zwölf von 217 Haltestellen ohne Schulbusstopps sind nach den gültigen Normen umgebaut. Am Donnerstag, 6. Juni, befasst sich der Bauausschuss mit dem Thema.
Blindenleitplanke hilft Sehbehinderten bei Orientierung
Die Haltestellenzukunft in Grevenbroich ist zum Beispiel bereits an einer der Haltestellen „Laach“ an der Bergheimer Straße zu sehen. Eine Rampe führt auf die erhöhte Haltestelle mit Wartehäuschen, von der aus ein niveaugleicher Einstieg in den Bus möglich ist. Blindenleitplatten helfen Sehbehinderten bei der Orientierung. Ein Problem: Wer dort einsteigt, kann an der Ausstiegshaltestelle meistens nicht mit derselben Ausstattung rechnen. Eine Hilfe etwa für Rollstuhlfahrer ist dann eine Rampe, die am Bus ausgelegt werden kann.
Wir wollen, dass alle Menschen in Grevenbroich Bus und Bahn nutzen können“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner. „Grundsätzlich ist wichtig, dass der ÖPNV gestärkt wird – für den Klimaschutz und auch, weil wir beim Autoverkehr an mehreren Stellen an Kapazitätsgrenzen stoßen“, erklärt Renner. „Das heißt aber nicht, dass wir alle Haltestellen mit allen Elementen für die Barrierefreiheit versehen werden.“ Ein entsprechender Umbau sei nicht überall möglich. Wenn Stopps von der Umgestaltung ausgenommen werden, müsse dies begründet werden.
Für die Umgestaltung muss
ein Konzept erstellt werden
Details für die Umgestaltung werden im 2018 vom Kreis beschlossenen Nahverkehrsplan geregelt. Mit der Barrierefreiheit sollen „die Belange der in ihrer Mobilität oder sensorisch eingeschränkten Menschen“ berücksichtigt werden, heißt es darin. Der ÖPNV werde dem nur gerecht „wenn er auf der gesamten Reisekette ihren Ansprüchen genügt“. Dazu gehören etwa auch visuelle und akustische Informationen.
Zunächst soll für die Umgestaltung ein Konzept erarbeitet werden. Dafür werden die Haltestellen in mehrere Kategorien eingeteilt. Kriterien sind etwa Fahrgastzahlen sowie Nähe von Seniorenzentren und Schulen. Danach sollen Ausbaustandards und Prioritäten festgelegt werden. Die Stadtbetriebe Grevenbroich schlagen vor, das Konzept von einem externen Büro erstellen zu lassen. „Aufgrund des sehr hohen Personalaufwandes ist eine zeitnahe Umsetzung einer derart umfangreichen Maßnahme mit den vorhandenen Personalressourcen nicht darstellbar“, erläutert Stadtbetriebe-Vorstand Florian Herpel. Eine Liste der Haltestellen wird dem Bauausschuss bereits vorgelegt, danach können elf Standorte im Stadtgebiet nicht barrierefrei umgebaut werden.
Die Grevenbroicher Politiker sollen zunächst Geldmitteln für das Konzept zustimmen. Natürlich stehen weitere Ausgaben an. Die Stadt Grevenbroich geht von durchschnittlichen Umbaukosten in Höhe von 25 000 Euro je Haltestelle aus, „wobei Fördersätze von bis zu 90 Prozent bei einem Kostenansatz von 15 000 Euro (Tiefbauanteil) und 10 000 Euro für die Haltestellenausstattung möglich sind“, informieren die Stadtbetriebe Grevenbroich.