Ritter, Gaukler und ein normannischer Söldnerhaufen
Das Hülchrather Schloss wurde am Wochenende wieder ins Mittelalter versetzt.
Grevenbroich. Wenn die Fanfare zum Turnier bläst, scharren die Schlachtrösser mit den Hufen. Auch die Rittersleut von der Compagnie „Schwanenreiter“ wissen, das viel auf dem Spiel steht: Es geht um nichts Geringeres als die „Kristalle der Macht“. Rechtmäßige Erbin ist Nadja von Kleve, ein Spross des alten Herzogengeschlechts. Doch auch finstre Gestalten haben es auf die Kristalle abgesehen.
Kein Wunder also, dass die Schwerter locker saßen, als die Kontrahenten am Wochenende auf dem Turnierplatz vor Schloss Hülchrath zum Wettkampf antraten. Wie trotz aller Widrigkeiten das Gute triumphierte, das konnten die Besucher beim Mittelalter-Spektakel am Wochenende miterleben.
Maik Nottenbaum, der bei den Schwanenreitern als „Mail von Issenberg“ unterwegs ist, lobt die Location in den höchsten Tönen: „Tolle Umgebung und schöne Stimmung.“ Beste Voraussetzungen also für die Freizeitreiter, um sich eine schöne Zeit zu machen — für sich selbst, für die Besucher und vor allem für die zehn Pferde.
Für die Gruppe war es eine Premiere. Gewiss, erfahrene Reiter sind sie alle, und seit der offiziellen Gründung voriges Jahr hatten sie schon bei mehreren historischen Events im Sattel gesessen. Aber ein ganzes Wochenende lang mitsamt ihren Pferden auf einem Mittelalterfest zu lagern, das hatte es zuvor noch nie gegeben.
Dabei hat das „Mittelalter-Spektakel“ Tradition — nicht nur in der Szene. Schon zum elften Mal versetzte die Veranstaltung Schloss Hülchrath für ein Wochenende in die Welt der Ritter und Legenden. Mehr als 500 Akteure aus dem In- und Ausland tummelten sich rund um die historische Anlage, darunter Händler und Handwerker, Gaukler und Spielleute wie die TV-bekannte Sängerin Katja Moslehner. Außerdem ließen 35 gewandete Gruppen die Besucher teilhaben am Lagerleben.
Karsten Hermida hat die Veranstaltung seit den Anfängen mitorganisiert. Sein Erfolgsrezept: „Bewährtes behalten, Neues bringen und sich nie auf den eigenen Erfolgen ausruhen.“
Viele Darsteller kommen gern wieder nach Hülchrath. Zum zweiten Mal waren „Imperium Draconis“ dabei, ein normannischer Söldnerhaufen aus der Zeit zwischen 950 und 1150. Tom („Tjore“) ist über den Kampfsport zum Mittelalter-Hobby gekommen. Das Lager-Mobiliar hat die achtköpfige Truppe aus Mönchengladbach selbst hergestellt. Nur bei der Gewandung greifen sie auf gekaufte Ware zurück. Noch, sagt seine Partnerin Bärbel („Brana“) mit einem Schmunzeln. „Es wird Zeit, dass ich Nähen lerne.“