Boris Schnitzler aus Grevenbroich TV-Trödler gibt sein Geschäft auf
Grevenbroich. · Boris Schnitzler schließt seinen Laden „Der Eurozahler“ – wegen Umbaus der Bahnstraße.
Eines der Schaufenster seines Ladens hat Boris Schnitzler mit einer großen Todesanzeige dekoriert. Makaber – und Kritik zugleich. Denn: Im Alter von elf Jahren sei sein Geschäft „Der Eurozahler“ verstorben, teilt der TV-bekannte Trödler in großen Lettern mit. Der Laden sei „dem Umbau der Bahnstraße erlegen“.
„Genauso ist es“, sagt der Grevenbroicher, der 2008 einen An- und Verkauf in dem ehemaligen Gardinenhaus Granderath eröffnete. Die Geschäfte seien zehn Jahre gut gelaufen, bis es zur Neugestaltung der Bahnstraße kam. „Während dieser Zeit ist der Umsatz total eingebrochen“, schildert Schnitzler. Nach der Fertigstellung der Straße im August 2018 sei es zwar etwas besser geworden, „aber nicht so, dass wir wieder auf dem normalen Niveau gewesen wären“. Sein Eindruck: Die nunmehr viel zu enge Bahnstraße werde von vielen gemieden, das schade dem Geschäft. „Das höre ich auch von Nachbarn, die ebenfalls über Umsatzeinbußen klagen“, berichtet Schnitzler. Jeden Tag sei Chaos auf dem neu gestalteten Teilstück, häufig würden Spiegel parkender Autos abgefahren.
Was ihn endgültig zur Aufgabe seines Ladens gebracht habe: Die Stadt habe ihm untersagt, die Flächen zwischen den Parkplätzen kurzzeitig für das Be- und Entladen seines Dreinhalbtonners zu nutzen. „Wir reden hier von zwei bis drei Mal die Woche, jeweils zwischen zehn und 20 Minuten“, schildert Schnitzler. „Dafür soll ich laut Verwaltung die neuen Parkplätze nutzen.“ Die seien aber zu klein für den Lastwagen, außerdem so gut wie immer besetzt. Da er keine Unterstützung erhielt, hat Schnitzler sich dazu entschlossen, seinen Standort aufzugeben.
„Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen“, sagt der TV-Trödler, der sich künftig noch mehr als bisher auf das Internet konzentrieren möchte. Das Ladenlokal sei hauptsächlich Ankaufstation gewesen, schon in der Vergangenheit habe „Der Eurozahler“ größtenteils online verkauft – bis zu 1000 Pakete seien monatlich verschickt worden. Boris Schnitzler hofft nun darauf, dass er die Jobs seiner beiden fest angestellten Mitarbeiter erhalten kann. „Daran arbeite ich.“
Stellung zu Einzelfällen bezieht die Stadtverwaltung grundsätzlich nicht, sagt Rathaus-Sprecher Stephan Renner. Allgemein sei es so, dass das kurzzeitige Parken von Lkw ausnahmsweise nur dann auf Gehwegen gestattet ist, wenn die Verkehrssicherheit nicht gefährdet wird. Müssten Fußgänger wegen eines Lastwagens auf die Fahrbahn ausweichen, könne das Be- und Entladen nicht erlaubt werden.
„Grundsätzlich hat niemand einen Anspruch darauf, mit einem Lkw dort zu parken, wo es am Komfortabelsten ist“, so Renner. „Jeder sollte prüfen, ob die Lieferung mit kleineren Fahrzeugen erfolgen oder ob größere Wagen an anderer Stelle geparkt werden können.“