Gefahrenabwehr-Konzept Ein Plan für den Notfall in der Höhe

Grevenbroich. · Die Feuerwehr Grevenbroich hat für Unglücksfälle an Windrädern ein Gefahrenabwehr-Konzept entwickelt. Brände in einer Motorkanzel löschen, kann sie aber in solchen Höhen nicht.

 Von einem Windrad-Brand, wie hier im Kreis Helmstedt, blieb Grevenbroich bisher verschont.

Von einem Windrad-Brand, wie hier im Kreis Helmstedt, blieb Grevenbroich bisher verschont.

Foto: dpa/Dominique Leppin

13 Windkraftanlagen stehen auf Grevenbroicher Stadtgebiet, auf der Vollrather und Frimmersdorfer Höhe. Immer größer werden die neuen Windräder. Knapp 200 Meter misst die höchste Anlage auf dem Windtestfeld, die Motorkanzel befindet sich rund 130 Meter über dem Boden. Was tun, wenn es hoch oben an einem Windrad zu einem Unglücksfall kommt? Die Drehleiter der Feuerwehr reicht lediglich 23 Meter hoch. Auch der gewaltige Bronto Skylift der RWE-Werkfeuerwehr müsste mit 90 Metern Arbeitshöhe passen. Doch die Feuerwehr Grevenbroich muss auch für solche Fälle einsatzbereit sein, sie hat dafür ein spezielles „Konzept zur Gefahrenabwehr bei Windenergieanlagen“ erarbeitet.

Dass das nötig ist, zeigen beispielsweise Windrad-Brände in Syke und anderen Orten 2018/19. Im vergangenen Jahr knickte an einer Anlage bei Neuss-Röckrath ein Rotorblatt ab. „In Grevenbroich hatten wir zum Glück solche Einsätze noch nicht“, erklärt Michael Wolff, Leiter für Vorbeugenden Brandschutz bei der Greven-
broicher Feuerwehr. Doch einmal im Jahr wird der Einsatz an einem Windrad geübt.

Umfeld absperren und abstürzende Teile löschen

Klar ist: „Löschen können wir einen Brand in einer Motorkanzel nicht. Wir können das Feuer nur kontrolliert und sicher abbrennen lassen“, erläutert Michael Wolff. Ist die Feuerwehr beim Windrad-Brand also nur Zuschauer? Nein: „Wir sperren das Umfeld ab, bei einer 180-Meter-Anlage 270 Meter im Umkreis. Und wir löschen herabstürzende, brennende Trümmerteile ab“, berichtet Wolff. Fünf Feuerwehreinheiten würden bei einem solchen Einsatz alarmiert. Per Fernschaltung könnten Windrad-Betreiber die Rotoren aus dem Wind drehen, damit sie stillstehen. Ein Teil der Windräder verfügt zudem über automatische Löschanlagen.

Anders geht die Feuerwehr vor, wenn etwa bei Wartungsarbeiten an der Motorkanzel ein Arbeiter verunglückt, dann geht`s nach oben. Aufzüge gibt es in vielen, aber nicht allen Windrädern. „Sie wären für die Rettung auch zu klein“, sagt Wolff. Also müssen zwei Einsatzkräfte, mit einem Spezialgurt gesichert, samt zusammengeklappter Trage im Inneren des Turmes an Aufstiegsleitern von Podest zu Podest steigen – da ist Kondition gefragt. „Bis sie oben sind, dauert es zehn bis 15 Minuten“, sagt Wolff. Mit dem auf der Trage festgeschnallten Verunglückten geht es dann wieder nach unten. Mit Schäden bei Windrädern hat sich der TÜV-Verband (VdTÜV) befasst, er hat umfassendere Vorgaben für die Kontrolle gefordert. Im Jahr komme es zu rund 50 gravierenden Schäden an Windenergieanlagen. Lediglich nach 2004 errichtete Anlagen müssen laut TÜV regelmäßig überprüft werden, die Intervalle würden bei zwei bis vier Jahren liegen.

Der Bundesverband Windenergie spricht dagegen von einem hohen Prüfniveau“, das eine hohe verlässliche Verfügbarkeit der 29 000 Windräder in Deutschland gewährleiste. Die Zahl der Unfälle an Windrädern sei gering. „Unserer Meinung nach sind die vorgegebenen Intervalle ausreichend, um die Sicherheit zu gewährleisten“, erklärt Katharina Garus vom Neurather Unternehmen Windtest Grevenbroich. Die meisten Windräder in der Stadt wurden erst 2007 und später aufgestellt.