(seeg) Drei Schilder des „Jüddepatt“ sind am Osterwochenende mutwillig mit Farbe besprüht worden. Außerdem hinterließen Unbekannte in einer Unterführung in Büttgen pro-palästinensische Schmierereien. Die Stadt Kaarst verurteilt diesen Akt des Vandalismus mit mutmaßlich antisemitischer Motivation aufs Schärfste, wie sie mitteilt. „Die Beschädigung der Tafeln ist nicht nur eine Straftat, sondern auch ein Angriff auf unser gemeinsames Geschichtsbewusstsein und das friedliche Miteinander in unserer Stadt“, betont Bürgermeisterin Ursula Baum: „Die Schilder des Jüddepatts stehen für Erinnerung, für Aufklärung und für ein friedliches Zusammenleben. Wer sie beschmiert, greift die Werte an, auf denen unser Miteinander beruht. Wir dulden keinen Antisemitismus, weder offen noch in symbolischer Form.“
Die Schilder des Jüddepatts waren erst Ende vergangenen Jahres aufgestellt worden. Der ausgeschilderte Pfad zeichnet die Wege jüdischer Kaufleute nach, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Glehn lebten und ihre Waren regelmäßig zum Wochenmarkt nach Büttgen transportierten. Der Theologe und Lehrer an der Emmy-Noether-Gesamtschule, Carl-Wilhelm Bienefeld, hatte sich auf Kaarster Seite für die Wiedersichtbarmachung des alten Handelsweges engagiert. Er zeigt sich nun tief betroffen: „Diese Tat zeigt, wie wichtig unsere Erinnerungsarbeit ist. Wer solche Zeichen der Erinnerung angreift, zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte noch lange nicht abgeschlossen ist.“ Es wurde Strafanzeige gestellt.
Frederick Krüll zeigt sich auf Anfrage ebenfalls „ausgesprochen erschrocken“ ob der beschmierten Schilder. „Die unbekannten Täter sind nicht aus irgendeinem rechten Nest der Republik, sondern unter uns“, sagt der Brudermeister der Büttgener St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, die das Projekt von Beginn an unterstützt. Die Schmierereien würden den Eindruck erwecken, die Schilder „mit blutroter Farbe in ihrer Aussagekraft anzugreifen“, so Krüll weiter. Es sei alarmierend, dass „so etwas bei uns passiert“.
Auf der nächsten Chargiertenversammlung der Bruderschaft am 2. Mai will Krüll die Schützen über die beschmierten Schilder informieren. Die Tat selbst bezeichnet er als „feige“. „Wir setzen uns für bestimmte Werte und ein Miteinander im örtlichen Gemeindewesen ein. Wir müssen das ernst nehmen und uns klar positionieren. Das ist eine Entwicklung, gegen die wir uns wehren sollten“, findet der Büttgener Schützen-Chef deutliche Worte. Ihm sei es wichtig, dies auf der Versammlung zur Sprache zu bringen und darauf aufmerksam zu machen, dass die Werte in Gefahr sind, die die Bruderschaft vertritt.