Auch Ikea betroffen Weltkriegsbombe in Kaarster Gewerbegebiet Hüngert gesprengt

Update | Kaarst · Im Gewerbegebiet Hüngert ist an der Daimlerstraße eine 250-Kilogramm-Bombe mit Aufschlagzünder gefunden worden. Sie wurde am Mittwoch zur kontrollierten Detonation gebracht.

 Diese Grafik der Stadt zeigt den Gefahrenbereich.

Diese Grafik der Stadt zeigt den Gefahrenbereich.

Foto: Stadt Kaarst

Ungewohntes Bild vor dem Ikea-Markt in Kaarst. Gegen 13.30 Uhr, eigentlich eine Hauptbesuchszeit, wurde das Möbelhaus am Mittwoch plötzlich zur „Einbahnstraße“. Die Ansage: Es geht nur noch raus und nicht mehr rein. „Um 14 Uhr soll der Markt leer sein“, sagte ein Mitarbeiter, der den Eingang kontrollierte. Mit Lautsprecher-Durchsagen wurden die Kunden auf die ungewöhnliche Situation hingewiesen. Schon kurze Zeit danach waren sowohl Möbelhaus als auch der große Parkplatz wie leer gefegt.

Der Grund der Maßnahme: Im nahegelegenen Gewerbegebiet Hüngert wurde am Mittwoch an der Daimlerstraße bei Sondierungsarbeiten eine 250-Kilogramm-Bombe mit Aufschlagzünder gefunden. Eigentlich, so der ursprüngliche Plan, sollte der Blindgänger durch den Kampfmittelräumdienst entschärft werden.

Aus einem Routine-Einsatz
wurde plötzlich ein besonderer

Am frühen Nachmittag wurde aus einem vermeintlichen Routine-Einsatz jedoch ein besonderer, als die Stadt vermeldete, dass der Kampfmittelräumdienst die Bombe nicht vor Ort entschärfen könne, sondern der Blindgänger in unmittelbarer Nähe des Fundortes auf einem Feld kontrolliert gesprengt werden müsse. Die geplante Detonation erfolgte um 18.36 Uhr und verlief laut Stadt ohne Komplikationen, die Anwohner konnten im Anschluss wieder in ihre Wohnhäuser zurückkehren. Für die Sprengung mussten insgesamt 60 Kubikmeter Sand und 40 000 Liter Wasser zur Absicherung verwendet werden, um sie abzudämpfen.

In den Stunden zuvor musste aus Sicherheitsgründen ein Umkreis von 350 Metern rund um die Fundstelle evakuiert werden. Neben den anliegenden gewerblichen Betrieben waren in diesem Radius auch rund 200 Personen in Wohngebäuden und zwei Flüchtlingsunterkünften betroffen, wie die Stadt mitteilte. Für die evakuierten Personen wurde eine zentrale Sammelstelle eingerichtet – für Personen mit aktueller Corona-Erkrankung im Albert-Einstein-Forum, für alle anderen Personen in der Stadtparkhalle, wo sie von Hilfsorganisationen betreut wurden.

Über den Evakuierungsradius hinaus wurden weitere rund 600 Einwohner innerhalb eines 600-Meter-Radius aufgefordert, sich für die Dauer der Entschärfung innerhalb von Gebäuden aufzuhalten (luftschutzmäßiges Verhalten). Davon war eben auch das Einrichtungshaus Ikea betroffen. „Wir waren gerade an der Kasse, als die Durchsage kam. Für einen Hot Dog war aber noch Zeit“, sagte Markus Mambry aus Neuss schmunzelnd, der am Mittwoch das schwedische Möbelhaus zusammen mit seiner Familie besuchte.

Carola Jerofke vom Steinmetz-Betrieb Hanser Pfafferott GmbH am Hüngert erfuhr von der Evakuierung, als Mitarbeiter des Ordnungsamtes klingelten. „Ich habe das schon des öfteren mitgemacht. Auch in meiner Heimatstadt Bedburg“, sagte sie, während sie bei Bewohnern des Vierkanthofes klingelte, um sie über die Lage zu informieren. „Wir wissen leider nicht, wer von ihnen im Urlaub ist“, sagte sie.

Kurios: Kurz vor der Sprengung mussten Ordnungskräfte zu einem Reiterhof ausrücken, weil sich auf dem Außengelände noch Pferde befanden. Diese wurden schließlich in die Stallungen gebracht, weil laut Stadt nicht prognostiziert werden konnte, wie die Fluchttiere auf mögliche Bodenerschütterungen reagieren.

Auch der ÖPNV war durch die Sprengungsmaßnahme leicht beeinträchtigt. So fuhr die Linie S28 der Regiobahn zwischenzeitlich am Haltepunkt „Ikea Kaarst“ vorbei. Der Bahnbetrieb der Regiobahn wurde auf Kaarster Stadtgebiet allerdings auch während der Sperrung aufrechterhalten.