Interview mit Jens Hartmann „Die Stadtteile müssen ernst genommen werden“

Das Gespräch führte · Interview Jens Hartmann, der neue Vorsitzende der CDU Büttgen, über seine Pläne.

Jens Hartmann ist von den Mitgliedern des CDU-Ortsverbandes Büttgen zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Im Interview spricht der 49-Jährige über die Kampfabstimmung zum Bürgermeisterkandidaten, seine ersten Pläne für die Ortsteile Büttgen, Vorst, Holzbüttgen und Driesch und seine Neusser Vergangenheit.

Herr Hartmann, wann wurden Sie gefragt, ob Sie das Amt des Vorsitzenden übernehmen?

Jens Hartmann: Ich habe den Zug schon lange auf mich zufahren sehen. Carl-Wilhelm Bienefeld (Hartmanns Vorgänger als Ortsverbandsvorsitzender, Anm. d. Red.) war mein Religionslehrer, wir kennen und mögen uns seit 35 Jahren. Er hatte mich als Beisitzer in den Vorstand geholt. Carl-Wilhelm Bienefeld hat sich ja bei der Wahl unseres Bürgermeisterkandidaten massiv für die Amtsinhaberin ausgesprochen und bereits letztes Jahr angekündigt, dass er zurücktreten möchte. Deshalb war es ein schwieriges Jahr. Und irgendwann hat man gesehen, dass es zu einer Neubesetzung kommen muss. Ich hatte also schon sehr früh eine Vorahnung, im Dezember bin ich sehr aktiv angesprochen worden, mich in die Pflicht nehmen zu lassen.

Mussten Sie lange überlegen?

Hartmann: Ja, schon. Ich weiß, dass Parteivorsitze sehr zeitintensiv sind. Ich bin Unternehmensberater und habe kleine Kinder zu Hause. Ich habe immer gesagt, dass ich das nicht machen muss und die Lage hier vor Ort nicht die einfachste ist. Es stehen entscheidende Wahlen an, da ist das oberste Gebot, zur Sacharbeit zurückzukehren. Was für mich gesprochen hat, war, dass ich in der Bürgermeisterfrage nicht polarisiert habe. Wenn die Lage verfahren ist, hilft es, einen breiteren Blickwinkel zu haben.

Können Sie überhaupt Ortsverbandsvorsitzender?

Hartmann: Nach Neuss und Mannheim ist Büttgen nun der dritte Ortsverband, bei dem ich mitarbeite. Ein Ortsverband ist die Basis für politischen Erfolg in der Stadt und im Land. Hier vor Ort müssen Probleme gelöst werden, deshalb ist es mir auch sehr wichtig, Rats- und Kreistagsmitglieder mit einzubinden. Ich kenne das Geschäft ausgesprochen gut und habe bereits mehrfach bewiesen, dass ich gut mit Menschen zusammenarbeiten kann.

Sie waren Stadtverordneter und Vorsitzender des Bauausschusses in Neuss. Wieso haben Sie der Stadt den Rücken gekehrt?

Hartmann: Ich hatte sehr schöne politische Jahre in Neuss und habe die Stadt aus beruflichen Gründen verlassen und bin nach Mannheim gezogen. Dort habe ich fünf Jahre lang gelebt.

Wieso hat es Sie nach Holzbüttgen verschlagen?

Hartmann: Aus familiären Gründen. Ich hatte hier die Möglichkeit, für meine Familie ein schönes Wohnumfeld zu schaffen.

Was schätzen Sie an Kaarst?

Hartmann: Das Thema kommunale Neugliederung im Jahr 1974 war in meiner politischen Generation eines, womit wir bereits abgeschlossen hatten. Das ist in Neuss heute noch an der ein oder anderen Stelle anders. Ich habe den Kreis frühzeitig als sinnvolle Gemeinschaft von Städten und Gemeinden wahrgenommen. Insofern war ich schon zu meiner Zeit in der Jungen Union kreisweit unterwegs. Kaarst ist spannend, weil es in der Stadt eine hohe Wohnqualität gibt, die wirtschaftlichen Möglichkeiten aber noch nicht ausgeschöpft sind. Wir erleben das gerade mit dem Gewerbegebiet Kaarster Kreuz. Da gilt es, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Kaarst ist eine Perle, die sich zwischen der Großstadt und dem ländlichen Raum etabliert hat. Das bringt Chancen und Risiken mit sich.

Wie sehen Ihre Pläne für Büttgen, Vorst, Holzbüttgen und Driesch aus?

Hartmann: Wichtig ist erst einmal, dass die Stadtteile mit ihren Wünschen im Stadtgebiet ernst genommen werden und die Entwicklung mit Augenmaß vorangetrieben wird. Die Wünsche und Schwierigkeiten, die es gibt, müssen frühzeitig erkannt werden.

Wie ist Ihr Verhältnis zum CDU-Bürgermeisterkandidaten Lars Christoph?

Hartmann: Lars und ich kennen uns seit über 20 Jahren und arbeiten vertrauensvoll zusammen.

Werden Sie ihn bei der Bürgermeisterwahl unterstützen?

Hartmann: Das ist für mich keine Frage. Ich würde auch alle anderen Bürgermeisterkandidaten unterstützen, aber mit Lars wird die Zusammenarbeit noch reibungsloser sein, weil wir uns schon lange kennen. Es muss das Ziel sein, dass er Bürgermeister wird.

Glauben Sie, dass Sie den gespaltenen Ortsverband Büttgen wieder einen können?

Hartmann: Ich hoffe es. Die interne Kampfabstimmung hat das Potenzial, die Partei zu zerreißen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es zwei unterschiedliche Voten gegeben hätte, wenn die Ortsverbände unabhängig voneinander abgestimmt hätten. Der Ortsverband Büttgen fühlt sich als Verlierer. Umso wichtiger ist es, die offenen Wunden nicht weiter mit Salz zu bestreuen. Er ist ja nicht der Büttgener Kandidat, sondern der für die gesamte Stadt.

Wie groß ist die Gefahr aus Sicht der CDU, erstmals keinen Bürgermeister zu stellen?

Hartmann: Ich halte sie für überschaubar. Die CDU hat sich frühzeitig für einen geeigneten Kandidaten entschieden und ist stark in der Bevölkerung verwurzelt. Ich sehe der Bürgermeister- und der Kommunalwahl sehr optimistisch entgegen. Der Ortsverband Büttgen hat über 250 Mitglieder, das ist ein echtes Pfund. Daraus erwächst der Anspruch, alle zehn Wahlkreise in unserem Ortsverband zu gewinnen.