Kolping Bildung stellt sich im Kaarster Sozialausschuss vor „Wir haben schon gute Gespräche geführt“

Kaarst · Ende Juni hatte die Stadt Kaarst einen Kooperationsvertrag mit Kolping Bildung Deutschland vereinbart, um geflüchtete Menschen in Arbeit zu bringen. Nun stellte sich das Bildungswerk im Sozialausschuss vor – und berichtete von ersten positiven Erfahrungen.

Melissa Schäfer (l.) und Johannes Malindretos-Minwegen haben im Sozialausschuss ihre Arbeit für die Kolping Bildung Deutschland erklärt.

Foto: Kolping

Die Gesellschaft hat ein Interesse daran, dass Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integriert werden. So ganz einfach ist das nicht. Deshalb hat die Stadt Kaarst einen Kooperationsvertrag mit der Kolping Bildung Deutschland abgeschlossen. In der Sitzung des Sozialausschusses am Mittwoch (28. August) standen Vertreterinnen und Vertreter Rede und Antwort.

Was Melissa Schäfer, Gabriele Steffens und Johannes Malindretos-Minwegen da vortrugen, scheint Hand und Fuß zu haben. Und ihr Einsatz für die Stadt ist kostenneutral, weil er über die sogenannten Bildungsgutscheine finanziert wird. Bildung fördern, berufliche Chancen verbessern, Hemmnisse abbauen: Darum geht es im Wesentlichen. Und das ist ein anspruchsvoller Job. „Wir haben schon gute Gespräche geführt“, verriet das Kolping-Trio. Melissa Schäfer fühlt sich besonders wohl mit ihrer neuen Aufgabe: Sie ist in Kaarst aufgewachsen und fühlt sich dieser Stadt immer noch sehr verbunden. Großgeschrieben wird das Bewerbungscoaching. Wer eine Arbeit gefunden hat, wird noch ein halbes Jahr lang intensiv betreut, damit das Arbeitsverhältnis nicht aus Gründen beendet wird, die mit einem Gespräch im Vorfeld hätten ausgeräumt werden können. Erste Bewerbungsaktivitäten seien gestartet worden.

Fabian Vetter (FDP) freute sich über die Unterstützung der Profis, die sich mit Elan an die Arbeit machen. Und er hatte zwei Fragen: „Wie kommen Sie konkret an ihre Kunden? Und wie ist die Resonanz bei den Arbeitgebern?“ Melissa Schäfer erklärte Folgendes: „Wir arbeiten unter anderem mit Haribo in Neuss zusammen. Mit dieser Zusammenarbeit sind alle Beteiligten sehr glücklich.“ Bei Besuchen in den Flüchtlingsunterkünften stünden zwei Dolmetscher bereit: Einer für Ukrainisch und einer für Arabisch.

Katrin Lukowitz (Die Grünen) sparte nicht mit Lob: „Es klingt sehr gut, was Sie alles machen wollen.“ Und sie wollte wissen, wie die Flüchtlinge erreicht werden, die nicht mehr in einer Flüchtlingsunterkunft leben. „Wir haben Kontakt zu den Sozialarbeitern“, erklärte Melissa Schäfer. Bürgermeisterin Ursula Baum fügte hinzu: „Es spricht sich rum.“ Andere Länder, andere Sitten: Den Leuten von Kolping Bildung ist aufgefallen, dass Frauen aus den arabischen Ländern oft der Mut fehlt, arbeiten zu gehen. Man sieht in diesem Kulturkreis den Platz der Frau im Haushalt. Ein anderes Thema ist die Anerkennung von Abschlüssen. Diese Anerkennung sei für die Geflüchteten von großer Bedeutung: Sie ermöglichen den Aufstieg von der Hilfskraft zur Fachkraft.

Auch bei psychischen Problemen werden Kontakte vermittelt

Wie wird mit Menschen umgegangen, die aus Kriegsgebieten kommen und Traumata mit nach Deutschland gebracht haben? Auch damit können die Kolping-Leute umgehen. Die Ausschussmitglieder erfuhren, dass die Geflüchteten an Stellen vermittelt werden, die ihnen helfen können, wenn psychische Belastungen einer Eingliederung in den Arbeitsmarkt noch im Wege stehen. Gabriela Steffens erklärte auf Anfrage, dass sie die normalen Behördenwege gehen müssen, nicht bevorzugt behandelt werden. „Aber wir sind sehr hartnäckig“, gab Melissa Schäfer zu verstehen. „Die Flüchtlinge sind intelligent, haben klare Ziele, aber es ist ein harter Weg, bis sie im Berufsleben angekommen sind“, sagte die Bürgermeisterin.

Eine mehr oder wenige wichtige Voraussetzung – je nachdem, welcher Beruf angestrebt wird – sind gute Sprachkenntnisse. Die Volkshochschule Kaarst-Korschenbroich kommt da an ihre Grenzen. Das hoch motivierte Trio von Kolping Bildung hat das erkannt und möchte ein ergänzendes Angebot machen. „Dieser Plan steckt aber noch in den Kinderschuhen“, erfuhren die Ausschussmitglieder. Die Ausschussvorsitzende Sabine Kühl regte an, dass in einem Jahr in ihrem Ausschuss ein Erfahrungsbericht abgegeben wird.