Städtische Galerie in Büttgen Neue Ausstellung kratzt unter der Oberfläche
Büttgen · In der Städtischen Galerie in Büttgen sind seit Sonntag Werke der beiden Kunstschaffenden Annette Riemann und Magnus von Stetten zu sehen. Die Werke sollen verwirrend wirken.
Die Städtische Galerie Kaarst im Rathaus Büttgen ist seit Sonntag wieder einen Besuch wert. Die aktuelle Ausstellung der beiden in Köln lebenden und 59 Jahre alten Kunstschaffenden Annette Riemann und Magnus von Stetten heißt „Beyond the Surface“ (unter der Oberfläche) und zeigt Werke, die auf den ersten Blick ein anderes Bild abgeben. Magnus von Stetten hat an der Kunstakademie Braunschweig studiert. Er ist Meisterschüler von Jürgen Meyer. In seinem Atelier hält er stets einen Vorrat an Materialien vor, mit denen er am liebsten arbeitet. Er bevorzugt Papiere, Papiere mit einem gewissen Maß an Transparenz und solche, auf denen Messungen festgehalten werden wie EKG-Papiere. Die Exponate von Magnus von Stetten wirken zart und haben sehr ungewöhnliche Formate.
Ein Werk arbeitet sich in der Galerie die Treppenstufen hoch, dort, wo Vernissage-Besucher normalerweise gerne sitzen. Es handelt sich um Passepartout-Karton, unterlegt mit Farben, die nur sehr schwach durchscheinen. Ein anderes Werk geht um die Ecke, das zarte Grün ist eine für den Künstler gern gewählte Farbe. Die Papiere, die auch zu Wetteraufzeichnungen eingesetzt worden waren, begeistern ihn, die Zweckentfremdung ist Programm. Ein kleinformatiges Bild mit Farbfeldern in vier klaren Farben erinnert an die Werke von Piet Mondrian. Besonders raffiniert ist das Werk bestehend aus schmalen vertikalen Bahnen. Einige Fahnen in jeweils einer anderen Farbe liegen darunter, sodass der stolze Besitzer in seinem Wohnzimmer seine Errungenschaft nach Belieben variieren kann.
Annette Riemann hat nach einer Schneiderlehre Modezeichnerin gelernt, war zuvor in Neuss zur Schule gegangen und lebte und arbeitete einige Jahre in Paris. Sie hatte aber sehr bald die Bildende Kunst für sich entdeckt und im Atelier des Bildhauers Georg Herold gearbeitet. Ihre Exponate, die jetzt in Büttgen zu sehen sind, erinnern auf den ersten Blick zumindest im Kern an Fotografien. Die Künstlerin malt auf entwickeltem Fotopapier. Die Lasurfarben, aufgetragen mit einem Marderpinsel, ziehen in die Oberflächenbeschichtung ein. In eine Landschaft mit unterschiedlichen Horizonten haben sich bei einigen ihrer Werke Gegenstände hineingeschmuggelt, die an luftige Plastiken aus Metall erinnern.
Der Betrachter wird förmlich in die Exponate hineingezogen – oder hinuntergezogen: Am Boden liegt nämlich die Kombination einer Fotografie von Fotopapier und Kupfer, das seine eigene Spiegelung mit einbringt.
Die Ausstellung dauert noch bis zum 22. Dezember und ist jeweils montags bis mittwochs von 9 bis 15 Uhr, donnerstags bis 17 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.