Hitzige Diskussion in Kaarst Streit um Einkaufssonntage

Kaarst. · Die FDP hat mit ihrem Antrag im Haupt- und Finanzausschuss, noch in diesem Jahr bis zu vier verkaufsoffene Sonntage zuzulassen, eine sehr kontroverse Debatte mit zum Teil recht skurrilen Argumenten ausgelöst.

Die Rathaus-Arkaden in Kaarst laden zum Einkaufen ein.

Foto: Simon Janßen

Auf der Seite der Händlerschaft steht man dem Antrag fast durchweg positiv gegenüber. Sie wünscht sich zwei verkaufsoffene Sonntage und befürchtet zugleich, dass die Politik nicht rechtzeitig zu einer Entscheidung kommt. Der erste verkaufsoffene Sonntag soll im Oktober, der zweite in der Adventszeit sein.

Es schien jetzt im Ausschuss so, als ob die Fraktionen und die Geschäftsleute Welten voneinander entfernt sind – mit Ausnahme der FDP: „Die Corona-Pandemie hat Kaarst nicht verschont – wir wollen uns deshalb dem Erlass der Landesregierung anschließen, wonach in diesem Jahr vier verkaufsoffene Sonntage möglich sind“, erklärte Günter Kopp (FDP). Und er fügte hinzu: „Ich habe mit Vertretern der Geschäftsleute gesprochen und erfahren, dass das Interesse an verkaufsoffenen Sonntagen groß ist.“ „Diese Sonntage sollten schon mit irgendeiner Aktion verbunden werden, was in Corona-Zeiten auch problematisch sein kann“, gab Claudia Köppe (Die Grünen) zu bedenken. Und: „Wir hätten auch gerne eine Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer.“ Eine Stellungnahme des Papstes verlangte zwar niemand, aber Sven Ladeck regte an, die Kirchen vorab zu hören.

Auch die Kirchen sollen
vorher gehört werden

Josef Karis sah den FDP-Antrag kritisch. Er zitierte aus der Bibel: „Am siebten Tag sollst du ruhen.“

Wolfgang Reuter kann offenbar den Wunsch der Einzelhändler auf verkaufsoffene Sonntage nicht nachvollziehen: „Das ist ein Luftantrag, der nichts bringt. Der Rat soll im September entscheiden, was zu tun und zu lassen ist.“ Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus hatte zuvor gefordert, dass in der nächsten Hauptausschuss-Sitzung am 27. August ein Konzept vorliegen müsse. Einer völligen Fehleinschätzung unterliegen offenbar auch diejenigen Ausschussmitglieder, die zusätzliche Belastungen vom Verkaufspersonal fernhalten möchten. Gabriele Brenner hat vier Modeläden in den Rathausarkaden. Sie würde ihren Mitarbeitern einen hundertprozentigen Sonntagszuschlag zahlen: „Dann kommen sie gerne und das ist auch gut so, denn sie sollen schließlich nicht mit langen Gesichtern rumstehen.“ Sie wünscht sich kein großes Rahmenprogramm, aber schon Möglichkeiten für die Besucher, ein Würstchen essen zu können oder ein Bier zu trinken. Jürgen Wirnsberger von der Werbegemeinschaft Rathausarkaden hat schon einige Ideen für ein kleines Rahmenprogramm. Michael Schreinermacher, Vorsitzender der ISG Kaarst-Mitte spricht gegenüber unserer Zeitung Klartext: „Wir sehen das mit den verkaufsoffenen Sonntagen mehr als positiv, sind mehr als begeistert. Es hat keine kritischen Stimmen gegeben.“ Er habe bereits ein Gespräch mit Hildegard Kaulen, der Leiterin des Ordnungsamtes geführt. Die Mitglieder wünschten mehrheitlich zwei verkaufsoffene Sonntage noch in diesem Jahr. Ein entsprechender Antrag sei bereits eingereicht worden. Die Senioreninitiative Kaarst möchte mit eingebunden werden. Schreinermacher freut sich: Er hat den Eindruck gewonnen, dass die Stadt ihn unterstützt. Jetzt hofft er auf schnelle Entscheidungen der Politiker. Und er hofft, dass Corona nicht wieder ansteigt.