Reportage Entspannen ja, Baden nein

Kaarst. · Die NGZ begleitete zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes am bislang heißesten Tag des Jahres bei ihrer Standardrunde um den Kaarster See. Die beiden erfahrenen Kollegen blieben trotz der hohen Temperaturen gelassen und freundlich.

Freitag, 31. Juli, 31 Grad im Schatten. Am den beiden Eingängen zu den offiziellen Strandbädern des Kaarster Sees herrscht Hochbetrieb. Andere bevorzugen lieber die „illegale“ Bademöglichkeit am Großen Kaarster See, der von ortsansässigen Sportvereinen zum Angeln, Tauche, Surfen und Segeln genutzt wird. Das Baden ist dort strikt verboten – und deshalb werden See und Uferbereiche aktuell täglich kontrolliert. „Der Kaarster See gehört zu unserer Standardrunde“, erklärt Ordnungsamtsabteilungsleiter Sven Minth.

Wir begleiten die Mitarbeiter Kersting und Schnaut bei ihrem rund eineinhalb Stunden dauernden Rundgang um den See. Gleich am Beginn des Großen Sees haben es sich einige Menschen unter dem auffälligen Schild, das das Gebiet als Naherholungsanlage ausweist und mit unmissverständlichen Piktogrammen auf alle Verbote einschließlich des Badens hinweist, gemütlich gemacht. Zwei Mütter mit plantschenden Kindern werden freundlich, aber bestimmt von den Mitarbeitern angesprochen, dass das Baden hier grundsätzlich untersagt ist und sie den beaufsichtigten Badesee nutzen mögen.

Die Frauen zeigen sich einsichtig und versprechen, es dort zu versuchen – denn durch die Corona-Pandemie ist irgendwann ein Einlassstop zu erwarten.

Selbst eingetauchte Füße
werden nicht toleriert

Die Mitarbeiter haben im Gefühl, dass sie es auch wirklich tun. „Wir werden auf dem Rückweg nochmal nachsehen, ob sie auch dem Badeverbot gefolgt sind“, erklärt Mitarbeiter Kersting. Sein Kollege Schnaut ergänzt: „Auch eingetauchte Füße akezptieren wir nicht – daraus wird schnell ein Bein und mehr!“ Also ist jeglicher Kontakt mit dem kühlenden Nass verboten. Ein junger Mann beeindruckt der ausgesprochene Hinweis nicht. Wenn das Ordnungsamt weg sei, würde er sowieso wieder ins Wasser gehen, meint er. Falls er beim Kontrollgang auf frischer Tat ertappt wird, werden Personalien aufgenommen und der Vorgang wird dem Innendienst gemeldet. Dieser kann dann ein Bußgeld wegen einer Ordnungswidrigkeit verhängen.

Bei renitenten Bürgern dürfen die Mitarbeiter auch einen Platzverweis aussprechen. Richtig schlimme Verstöße gebe es aber eigentlich nur in Verbindung mit Alkohol, berichten die Mitarbeiter. Dann alarmieren sie bei Bedarf die Polizei.

Auf dem weiteren Weg versperren dichtes Gebüsch und hohe Sträucher den direkten Blick auf See und Uferbereiche – den geschulten Augen des Ordnungsamtes entgeht jedoch nichts. Plötzlich blitzen bunte Farben auf: Ein junges Pärchen hat es sich auf einer Decke gemütlich gemacht und genießt die Sonne. Es wird darüber belehrt, dass es genau das auch darf, aber bitte nicht baden und zwar noch nicht einmal mit den Füßen. Das ist dem Paar nicht bekannt, es will aber bleiben und wirklich nur die Sonne anbeten.

Etwas weiter verrät lautes Platschen einen Mann mit Hund. Dieser zeigt aber sofort Einsicht und packt seine Sachen. Zwei Männer und zwei mit Schwimmwesten ausgestattete Kinder haben an einer anderen Stelle ein Boot zu Wasser gelassen und wollen gerade in See stechen, als sie auf das Verbot der Wassernutzung aufmerksam gemacht werden. Die Kinder blicken enttäuscht, aber ihre Väter nehmen das Ganze mit Humor: „Besser, dass Sie uns vorher erwischt haben“, meinen sie und wenig später marschieren sie mit Sack und Pack zum unweit entfernten Badesee.

Befremdlich wirkt ein verlassenes Lager mit Kinderplanschbecken, Backblech, zusammengefallenen Zelten und Müll. Die Mitarbeiter wissen, dass solche „Wohnstätten“ oft erst abends bezogen werden.

Ein Stück weiter sitzt eine Dame entspannt und erfrischt sich mit einem Gartenstuhl im See, aber auch das ist verboten. Für die beiden Mitarbeiter des Ordnungsamtes ist das ein ganz normaler heißer Vormittag – sie bleiben trotz der Wärme gelassen und freundlich.