Kaarster Künstler Wilhelm Schiefer wird 85 Ein Quell sprudelnder Ideen

Vorst. · Der Bildhauer und Thatermacher Wilhelm Schiefer vollendet in diesen Tagen sein 85. Lebensjahr. Als Mitbegründer der Gruppe Salix, Leiter des Theatervereins und im Vorstand des Kunstvereins Nordkanal setzte er in Kaarst Akzente.

Wilhelm Schiefer sitzt entspannt in seinem Haus am Rande von Vorst und blickt ins Grüne, umgeben von unzähligen Kunstwerken: „Diese Objekte sind das Eigentliche“, sagt er. Großplastiken wie ein riesiger Stuhl gleich im Vorgarten – und sehr viele Kleinplastiken zieren die Vitrinen. Alle spiegeln sein Leben, seine Liebe zur Kunst und die Emotionen wider, die ihn bewegten – und das am 28.Juli seit 85 Jahren.

Wilhelm Schiefer ist fast erstaunt, dass er dieses hohe Alter bald erreicht hat, denn er sprudelt noch immer über vor Ideen und schmiedet Pläne: „Mehr als ich verwirklichen kann, denn die körperlichen Kräfte haben nachgelassen und ich bin ‚nur‘ noch Schreibtischtäter: Die Entwürfe müssen andere ausführen“, umreißt der Bildhauer, der wie kein Zweiter die Kaarster Kunstszene gestaltet hat, seine aktuelle Situation. Doch er hat noch eine zweite Liebe: das Theater – er bringt den Kaarstern seit Generationen Weltliteratur näher.

Der 1935 in Düsseldorf-Heerdt geborene Schiefer wusste schon ganz früh: Ich will Bildhauer werden! Denn in der Kunstschmiedewerkstatt seines Vaters beobachtete der kleine Wilhelm fasziniert die Esse mit den Feuerstellen und die handwerklichen Arbeiten. Dem Vater schwebte zwar ein Jura-Studium für seinen Sohn vor, aber schließlich fanden sie einen Kompromiss: Schiefer studierte Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Professor Skékessy und Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Bonn und Freiburg. „Wenigstens war ich dann Lehrer“, erinnert er sich schmunzelnd.

Und das Germanistik-Studium kam ihm entgegen, denn seine Liebe zur Literatur lebte er bereits als 15-Jähriger in der Theater-AG des Comenius-Gymnasiums in Düsseldorf aus. Im Referendariat lernte er eine Kollegin kennen und lieben: seine spätere Frau Karin. Gemeinsam bauten sie ihr Traumhaus in Vorst: „Ich wollte eine Werkstatt und sie ein Schwimmbad“, sagt Schiefer lachend. Beide Wünsche wurden erfüllt. Drei Kinder vervollständigten die Familie Schiefer – und diese Kinder wurden von Schiefer sehr liebevoll modelliert. Andere Weltereignisse wie Biafra-Kinder und der Vietnam-Krieg gingen ihm so nahe, dass er sie ebenfalls künstlerisch verewigte.

In den siebziger Jahren wurde Schiefer Lehrer am Georg-Büchner-Gymnasium und gründete dort die Theater-AG, lebte seine zweite Leidenschaft aus und begeisterte bis zur Pensionierung mit unzähligen Aufführungen. Später ging daraus der Theaterverein Kaarst hervor, dessen Regisseur und künstlerischer Leiter Wilhelm Schiefer bis heute ist. Jährlich bringt er im Tuppenhof von ihm ausgewählte Stücke mit Laienschauspielern auf die Bühne, die geplante Aufführung „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht musste wegen der Corona-Pandemie auf Herbst 2021 verschoben werden.

Schiefer ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Salix“, im Vorstand des „Kunstvereins Nordkanal“ und hat sich mit den „Brücken über den Nordkanal“ schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Wilhelm Schiefer, inzwischen verwitwet, blickt zufrieden auf ein erfülltes und erfüllendes Leben zurück.

Seinen Ehrentag am 28. Juli feiert er im Familienkreis mit seinen drei Kindern, Schwiegerkindern und
sieben Enkeln.