Schützenfest in Kaarst Sonnig und mit „extremen“ Attraktionen
Kaarst · Das Kaarster Schützenfest konnte bisher unter besten Voraussetzungen laufen. Tradition und Gastfreundschaft standen im Vordergrund. Und auch die Hofdamen konnten ihre Kleider in Sicherheit bringen.
Das Kaarster Schützenfest ist nicht nur von der Sonne verwöhnt, es läuft auch sonst alles rund. Der Festplatz ist einen Besuch wert und die Paraden können sich sehen lassen. Im Mittelpunkt steht ein Mann, dem man auf den ersten Blick ansieht, wie glücklich er ist: Schützenkönig Stefan Stamm. „Wenn Kirmes ist, geht es mir immer gut, egal, ob es warm oder kalt ist oder ob es regnet oder die Sonne scheint.“
Die Veranstaltung „Musik unter freiem Himmel“ auf dem Rathausplatz am Freitagabend war sehr gut besucht. Am Samstag um 12 Uhr wurden auf dem Festplatz Böllerschüsse abgegeben, das Fest hatte begonnen. Die Familie Wallfass bestückt seit 50 Jahren den Festplatz und lässt sich immer wieder Neues einfallen.
Diesmal: das Fahrgeschäft „Extrem“, das seinem Namen mehr als gerecht wird. Die Fahrgäste werden auf Tempo 120 katapultiert. Ein Schild erklärt, was beachtet werden muss und wer sich den Spaß verkneifen sollte. Das sind Menschen mit Bandscheibenschäden oder Bluthochdruck. Wer über 1,95 Meter groß ist, darf das extreme Lebensgefühl ebenfalls nicht kennenlernen. Doch es gibt auch andere, weniger spektakuläre Möglichkeiten, Spaß zu haben. Am Samstagmittag, beim Fassanstich durch Bürgermeisterin Ursula Baum, gingen die Damen des Königshauses in ihren tollen Kleidern instinktiv auf Abstand vor dem schäumenden Gerstensaft. Brudermeister Claus Schiffer erklärte: „Die Bruderschaft wurde vor 573 Jahren gegründet und niemand hätte gedacht, dass sie so lange Bestand haben würde.“ Und fügte hinzu: „Jeder, der Lust auf Tradition und unsere Gastfreundschaft hat, ist herzlich willkommen.“
Es sind zwei Züge mit jungen Schützen zum ersten Mal dabei
Ein gutes Zeichen für den Fortbestand der Bruderschaft: Es sind zwei Züge mit jungen Schützen zum ersten Mal mit dabei, nämlich die „Zylinderköppe“ und „Adler Sturzflug“. Abends wurde dann ausgelassen gefeiert. Neben der Messe war die Kranzniederlegung am Ehrenmal ein erster Höhepunkt des Schützenfest-Sonntags. Die Sappeure Martin Herrmanns und Pascal Powileit standen regnungslos neben dem Kranz, während die Nationalhymne gesungen wurde, und Brudermeister Claus Schiffer seine Rede hielt. „Wir sind stolz, in einer so schönen und lebenswerten Stadt zu leben – sie ist attraktiver denn je. Ich nehme jetzt zum 43. Mal am Kaarster Schützenfest teil.“ Sein Appell: „Wir sollten keinem Großstadtflair hinterherhecheln.“ Viele Menschen auf der Maubisstraße schauten, die Arme auf Kissen gestützt, aus den Fenstern, noch wesentlich mehr waren auf die Straße gekommen. In der Rathausgalerie gab es kühle Getränke und gar nicht kühle, sondern herzliche und freundschaftliche Gespräche mit Schützen aus den anderen Kaarster Bruderschaften oder von Nachbarbruderschaften wie von der Neusser Furth. Vor zwei Jahren hatte Konrad Wilms erklärt, die Parade nicht mehr kommentieren zu wollen. Im vergangenen Jahr hatte Stefan Stamm übernommen, jetzt informierte Dirk Andreas die vielen Zaungäste, die sehnsüchtig auf die Parade warteten. Die Ministerin Adelina Pereira Alvarez hatte Besuch von ihrer Mutter bekommen – sie war aus Nordspanien angereist. Hans-Gerd Niemöhlmann, der durch die Kommunale Neugliederung 1975 Neusser geboren war, schaute sich die Parade mit Begeisterung an. Menschen, die an die Bushaltestelle wollten, erklärte Dirk Andreas: „Es gibt hier heute nur
Zugverkehr.“