Von Rührei-Inferno bis Schlamm-Schlod Schützen verraten ihre Lieblingsrezepte
Kaarst. · Deftige Braten und süße Kuchen nach althergebrachter Art finden sich im Kochbuch, dass das Kaarster Jägerkorps jetzt vorstellen.
Allein das Lesen dieses Kochbuchs lässt einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen; und kleine „Tierchen“ wie Kalorien scheinen schon die Kleidung enger zu nähen: Von Apfel-Zwiebel-Pizza über Donauwellen bis hin zu Schinken-Käse-Rouladen und warmen Schokoladentörtchen ist so ziemlich alles vertreten, was das Herz eines jeden (Hobby)Kochs höher schlagen lässt.
Das neue Kochbuch des Jägerkorps der Kaarster Sankt-Sebastianus-Bruderschaft versammelt alle erprobten Lieblingsrezepte der Jägerschützen sämtlicher Altersstufen und prominenter Wegbegleiter der Bruderschaft. Wobei die humorvolle Gestaltung mit Zeichnungen vom Karikaturisten Nik Ebert sofort ins Auge fällt. „Seine Zeichnungen gab es schon in dem ersten Kochbuch vor 25 Jahren“, erklärt Peter Becker, Schützenkönig von 1991 und Ehrenvorstandsmitglied der Bruderschaft.
Schon das Sammeln der Rezepte war eine Herausforderung
Das 70-jährige Bestehen des Jägerkorps im vergangenen Jahr nahm Major Markus Weber zum Anlass, ein eigenes Kochbuch des Jägerkorps zusammenzustellen, wieder unter der Federführung von Peter Becker.
Der 83-Jährige begann im Dezember vergangenen Jahres mit der Rezeptsammlung. Das gestaltete sich mitunter als nicht ganz einfach: „Ganz schön schwierig, die Jungjäger von ihren Smartphones wegzulocken“, meint Becker mit einem Schmunzeln. Das Buch mit dem Titel „Die Jäger aus Carlsforst… sie haben Leckerei’n am Tisch“ hat er in verschiedene Kapitel unterteilt: Könige, Jägerschützen, Jungjäger, Edelknaben und prominente Helfer (von Becker „Wichtiglinge“ getauft) bilden die ersten fünf Teilstücke des Werks.
Das sechste teilen sich zwei evangelische Geistliche: der früher in der Stadt Kaarst tätige Carsten Schraml und Martin Pilz, der aktuelle Pfarrer der Auferstehungskirche. Er beschließt mit seinem „Ländlichen Butterkuchen“ das Kochbuch, sein katholischer Glaubensbruder Monsignore Winfried Pilz („der andere Pilz“, so Becker) eröffnet es wie schon vor 25 Jahren mit einem Geleitwort. Winfried Pilz, Pfarrer an Sankt Martinus während Beckers Königsjahr, verstarb im Februar 2019. „Gott sei Dank hatte er mir den Text und sein Rezept über böhmischen ‚Kleckslkuchen’, noch geschickt“, sagt Becker ein bisschen wehmütig.
Alle Rezepte spiegeln das Gefühl vielfältiger Verbundenheit wider: „In diesem wunderbaren Kochbuch wird Heimat mit allen Sinnen erlebt“, schreibt Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus in ihrem Vorwort. Es „vermittelt uns auch ein Stück Kaarster Geschichte“, führt sie weiter aus.
Die Schützen gaben einigen
der Gerichte kuriose Namen
Denn „Kaarster Ähzezupp“ (Erbsensuppe), Ente und Quarktorte sind ebenso zu finden wie das „Rührei Inferno“. Und was verbirgt sich hinter „Schlamm-Schlod“? Antwort: die wundersame Mischung aus Kartoffelpüree, Zwiebeln, Speck und angemachtem Endiviensalat. Am einfachsten hatten es die Edelknaben: Sie steuerten die von ihren Müttern gekochten Lieblingsrezepte bei.
Finanziert wurde das Buch durch Spenden und aus der Jägerkasse. Der Reinerlös ist für die Jungjäger bestimmt. Die erste Bürgerin der Stadt empfiehlt in ihrem Rezept übrigens überbackenes Sauerkraut – dazu frisch zubereiteten Schweinebraten und ein kühles Bier. Guten Appetit!