Verkehr in Kaarst Grünen starten Petition gegen Umgehung
Kaarst. · Geplante Abbiegespur auf der Neersener Straße ist den Kaarster Grünen ein Dorn im Auge.
Bis zu 1260 Autos könnten die Umgehungsstraße täglich nutzen. Diese Zahl stammt aus einem Gutachten, das ein Neusser Ingenieurbüro dem Planungsausschuss im Mai dieses Jahres zur geplanten Rechtsabbiegespur auf die Neersener Straße vorgelegt hatte. Mit dem neuen Bypass soll der Verkehrsknotenpunkt an der Gustav-Heinemann-Straße entlastet werden. So weit, so gut. Doch nun haben die Grünen ihren Worten Taten folgen lassen und wollen sich nicht mit dem Beschluss, der im besagten Verkehrsausschuss mit großer Mehrheit gefasst wurde, abfinden. Sie haben eine Online-Petition gestartet und sammeln mit Listen Unterschriften gegen die geplante Umgehungsstraße.
„1000 Autos durch eine Wohnstraße sind einfach zu viel! Es werden mal wieder die völlig falschen Prioritäten gesetzt: Verkehrspolitik nur für die Autofahrer auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer“, heißt es in der Begründung der Online-Petition. Knapp 300 Menschen haben diese bereits unterzeichnet, täglich werden es mehr. 145 Kommentare (Stand 24. Juni) sind unter der Abstimmung zu finden, und fast alle gehen in die gleiche Richtung: Die geplante Umgehung an dieser Stelle ist unnötig.
Christian Gaumitz befürchtet eine Ausnutzung der neuen Straße
„Ich kann ja verstehen, dass der Rückstau am Kreisverkehr ärgerlich ist“, sagt der ehemalige Grünen-Vorsitzende Christian Gaumitz: „Nur wenn solche Schleichwege aufgemacht werden, ist der Anreiz, diese zu nutzen, sicherlich nicht gering.“ Irmgard Link-Schnitzler leitet die Petition und die Unterschriftenaktion federführend. „Ich mache das nicht, weil ich mich unbedingt betroffen fühle, obwohl ich seit 40 Jahren in der Ecke wohne. Unserer Meinung nach ist die Entscheidung des Ausschusses nicht gerade die gelungenste“, sagt Link-Schnitzler. Sie erhält nicht Zuspruch der Anwohner, sondern auch von Menschen über die Kaarster Stadtgrenzen hinweg. „Der Autoverkehr wird dadurch ja nicht weniger, nur die Wege werden anders“, sagt sie. Die Autofahrer würden einen Weg suchen, um schneller aus dem Kreisverkehr zu kommen, der sich im schlimmsten Fall bis zur Industriestraße zurückstaut. Und: „Wenn die Menschen die Nerven verlieren und sich für diesen Bypass entscheiden, fahren mit Sicherheit nicht alle nur mit 30 Stundenkilometern durch das Wohngebiet“, so Link-Schnitzler.
Kritiker führen Schutz der Kinder und Umwelt als Argument an
Sorgen gibt es vor allem um die Kinder, die in dem Wohngebiet leben und derzeit noch vor ihrem Haus auf der Straße spielen können. „Die Kinder können dort nicht mehr sicher spielen, sollten dort in Zukunft mehr Autos fahren“, schreibt ein User in den Kommentaren der Online-Petition, ein anderer wird deutlicher: „Es ist unverantwortlich, dass eine Umgehungsstraße in einem Wohngebiet gebaut wird.“ Ein Dritter sorgt sich um die Natur: „Hier soll Landschaftsschutzgebiet dem Kraftfahrzeugverkehr geopfert werden. Alle reden von Klima- und Umweltschutz, diese Maßnahme wäre exakt das Gegenteil.“
Im Jahr 2020 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, doch noch haben die Grünen die leise Hoffnung, das Vorhaben zu verhindern. In der nächsten Fraktionssitzung wollen die Grünen noch einmal über das Thema sprechen. „Wir hoffen auf den Hauptausschuss“, sagt Link-Schnitzler – genau an diesen richtet sich auch die Online-Petition. seeg