700 Austritte in der Pandemie SG Kaarst hat Verluste durch die Pandemie

Kaarst · In den beiden Jahren Pandemie hat die SG Kaarst rund 700 Mitglieder verloren. Doch der Verein kämpft darum, sie zurückzugewinnen, und hat dafür viel Zeit in Konzepte investiert. Das Testzentrum federt die finanziellen Verluste ab.

 Ein Blick in das Gesundheitszentrum der SG Kaarst an der Pestalozzistraße. Wenn das Material geliefert werden kann, entsteht ein eigener Bereich für die Mitglieder. 
  NGZ-Foto: seeg

Ein Blick in das Gesundheitszentrum der SG Kaarst an der Pestalozzistraße. Wenn das Material geliefert werden kann, entsteht ein eigener Bereich für die Mitglieder. NGZ-Foto: seeg

Foto: Stephan Seeger

Noch sind die Arbeiten im Gesundheitszentrum der SG Kaarst nicht komplett abgeschlossen, doch es ist zu erkennen, dass sich etwas tut. Der Innenbereich wurde verändert, bald soll es einen extra Mitgliederbereich geben, in dem Versammlungen oder Sitzungen stattfinden können. „Es soll eine Begegnungsstätte der Mitglieder werden“, sagt Andreas Warnt, Geschäftsführer der Sportgemeinschaft Kaarst. Zwischen dem Gesundheitszentrum und dem Ascheplatz wird sich auch etwas ändern, dort soll ein neuer Outdoorbereich mit speziellen Geräten entstehen.

Das sind die guten Nachrichten aus Sicht der SG. Doch die vergangenen beiden Corona-Jahre waren für den größten Sportverein der Stadt nicht nur positiv. „Wir sind auf einen realen Verlust von 700 Mitgliedern gekommen“, erklärt Warnt. Der überwiegende Teil komme aus dem Fitnessstudio. So langsam kommen einige Mitglieder wieder zurück, „aber das ist ein sehr schleppender Prozess“. In ein oder zwei Jahren, glaubt Warnt, wird der Verein wieder an die alte Mitgliederstärke (zum Stichtag 1. Januar 2020 waren es rund 5000 Mitglieder) anknüpfen können. „Klar ist, dass sie nicht von jetzt auf gleich wieder zurückkommen. Wir müssen Geduld haben und weiterhin ein stabiles Sportangebot bieten“, so Warnt. Durch die hohe Nachfrage des SG-eigenen Testzentrums konnten die finanziellen Verluste teilweise kompensiert werden. Doch wie will der Verein die verlorenen Mitglieder wieder zurückgewinnen? „Wir müssen an unserem Personalkonzept arbeiten“, erklärt Warnt. Heißt konkret: Die SG will seine Trainer- und Mitarbeiterstruktur stark verjüngen. Da es für hauptamtliche Trainer oder Übungsleiter keinen Markt gibt, hat der Verein attraktive Berufsbilder gestaltet. „Wir haben in den zwei Jahren viel Arbeit und Zeit investiert, um eine Aussicht auf eine Karriere zu schaffen“, sagt Warnt. Es gebe noch zu viele Diplom-Sportlehrer, die in andere Berufe gehen, weil der Sport es nicht geschafft habe, Berufsbilder zu kreieren, die den Lebensunterhalt sichern. Die SG hat den ersten hauptberuflichen Fußball-Trainer eingestellt, der abteilungsübergreifend im Verein mitarbeitet. Demnächst wird es auch eine hauptamtliche Leichtathletik-Trainerin geben. „Die Vereine müssen mehr in Richtung Hauptamtlichkeit denken, auch vereinsübergreifend. Das wird kommen“, glaubt Warnt, der sich vorstellen kann, dass sich zwei oder drei Vereine einen Trainer teilen. Das Modell wurde entwickelt, weil in der Pandemie viele Trainer den Verein verlassen haben – aus unterschiedlichen Gründen. Sie haben keine Perspektive mehr gesehen oder waren ausgebrannt nach zwei Jahren Corona. „Es ist aber noch überschaubar“, so Warnt.

Die Information, dass die Stadt beabsichtigt, der SG Kaarst das Gesundheitszentrum abzukaufen, bestätigt Warnt. „Es gibt den politischen Willen, dieses Gebäude in die kommunale Sportwirtschaft zu übergeben“, sagt er. Derzeit laufen Verhandlungen, wie und ob eine Übernahme gestaltet werden kann. Die Verwaltung bestätigt das: „Die Stadt und die SG Kaarst verhandeln über den Ankauf des Gebäudes. Eine Einigung gibt es aber noch nicht.“