Steffen Möller: Anleitung zum Auswandern nach Polen
Steffen Möller begeisterte sein Kaarster Publikum mit einem Blick ins Nachbarland.
Kaarst. Die beruflichen Anfänge der deutschen Comedyszene sind ebenso vielfältig wie ausgefallen. Diplomphysiker Vince Ebert war Unternehmensberater, Eckart von Hirschhausen Mediziner und Oliver Pocher Versicherungskaufmann. Steffen Möller war schon vieles: Lehrer, Schauspieler, Moderator. Das meiste davon in Polen. Seit 2009 tourt der gebürtige Wuppertaler als „Auswanderungs-Berater“ durch Deutschland und bringt den Landsleuten auf humorvolle Art seine Wahlheimat Polen näher.
Im biederen grauen Anzug des Bankangestellten, gescheitelte braune Haare, unter dem Arm ein Reisekoffer mit dem aufgeklebten Staatswappen Polens, begrüßt Möller im Kaarster Albert-Einstein-Forum sein Publikum lang und breit auf Polnisch. Viele zungenbrecherische Wörter mit „sz“ später, beruhigt er: „Machen sie sich keine Sorgen, so geht es nicht weiter.“
Weiter geht es mit einer fiktiven Zugfahrt von Berlin nach Krakau. An den wichtigsten Stationen — es werden jeweils Bilder auf einer Leinwand eingeblendet — macht er die Besucher des AEG-Forums fit für die Auswanderung nach Polen. Schließlich ist unser östlicher Nachbar Auswanderungsland Nummer drei der Deutschen. „Es wird ein Abend, wo sie manch liebgewonnenes Klischee über Bord werfen müssen“, verspricht Möller.
Anhand von Statistiken zeigt Möller, dass es die Polen nicht mehr auf unsere Autos abgesehen haben. Es gibt Nachhilfe in Polnisch „Dzien dobry — Guten Tag“ und praktische Tipps für den Alltag. Handschuhe solle der Zugreisende mitnehmen, denn Tee gebe es hier nur im Glas. „Der Pole braucht die nicht, der hat Hände aus Asbest“, sagt Möller. Keine plumpe Comedy, dafür ein intelligenter Blick auf unser Nachbarland und die Deutschen. Mit dieser Kombination hat Möller das Publikum schnell auf seiner Seite.
„Steffek“, so sein polnischer Kosename, lässt sich über den Volkssport Pilzesammeln aus, rappt über polnisches Essen und erklärt anhand der Serie „M jak milosc“, wie der Pole eine Frau erobert. In dieser populärsten Soap Polens hat Möller bis 2007 den Kartoffelbauer Stefan Müller gespielt. Seit 1993 lebt der Kabarettist in Polen, nach seiner Schauspielkarriere schrieb er den Bestseller „Viva Polonia — Als deutscher Gastarbeiter in Polen“.
Seine kenntnisreichen und witzigen Schilderungen begeistern die Kaarster Zuschauer, auch weil er das polnischsprachige Publikum mit einbezieht. Den Abend beendet Möller stilecht mit einer polnischen Polonaise auf der Bühne. Cze! — Tschüss!