Streit um Gesamtschule
Politik: SPD fordert Gesamtschule. Grüne, FDP und CDU wollen eine Elternbefragung abwarten.
Kaarst. Die Schullandschaft in der Stadt leidet unter dem demographischen Wandel. Das ist nun schon länger bekannt. Rückläufige Anmeldezahlen sorgen für Diskussionen in der Politik. Die SPD-Fraktion hatte in ihren Haushaltsberatungen festgelegt, dass sie eine Gesamtschule für die optimale Lösung hält. „Nach längerer Diskussion und Abwägung inhaltlicher, organisatorischer und finanzpolitischer Aspekte sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Einrichtung einer Gesamtschule sich als derzeit beste Lösung darstellt“, erklärt der Finanzexperte der Fraktion, Ulf Imiela.
Diese eindeutige Aussage führt zur Verstimmung beim Oppositionspartner, den Kaarster Grünen. „Seit drei Monaten arbeiten wir intensiv als Opposition an möglichen Lösungen. Das Ziel war ergebnisoffen zu sein. Da hat uns die klare Positionierung der SPD verwirrt“, erklärt Grünen-Fraktionsvorsitzender Christian Gaumitz. Durch eine solche Äußerung würden sich die Fronten verhärten. Auch sei die Aussage verfrüht, da erst am 26. Februar die Anmeldezahlen für dieses Jahr vorlägen. „Die Hauptschule in Büttgen konnte im letzten Jahr kaum eine Einstiegsklasse bilden, aber wir müssen abwarten, wie es dieses Jahr aussieht“, erklärt Gaumitz.
Das sehen FDP und CDU genauso. „Für uns wäre eine Gesamtschule nicht der Favorit, aber wenn das der Elternwille ist, können wir uns dem nicht entziehen“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Jörg Löhler. Die Befürchtung bei der Einrichtung einer Gesamtschule sei, dass die Gymnasien dann Anmeldeeinbußen verzeichnen müssten. „Allerdings müssen wir uns mit dem Problem in fünf bis sechs Jahren sowieso beschäftigen“, erklärt Gaumitz.
CDU-Fraktionsvorsitzende Dorothea Zillmer befürchtet ebenfalls, dass durch eine Gesamtschule die Kaarster Gymnasien „zerschlagen“ werden könnten. „Außerdem hat die SPD nicht mal die Elternbefragung abgewartet“, so Zillmer. Diese soll in einigen Monaten durchgeführt werden. Alle Parteien haben das Ergebnis als maßgeblich für ihre Entscheidungen bezeichnet.
Die SPD bezieht sich allerdings zunächst auf andere Quellen. „Glaubt man einer Befragung der Elternpflegschaften aus Grundschulen, fordern mehr als drei von vier Befragten eine Gesamtschule“, sagt Imiela. Die SPD sei aber für Argumente offen.