Schlafenden Riesen wieder zum Leben erwecken
Tennis und die Symbiose zwischen Wirtschaft und Leistungssport waren die Themen beim 24. Kaarster Wirtschaftstreff.
Kaarst. In gewohnt lockerer Manier begrüßte Gastgeber Heijo Drießen am Mittwochabend seine Gästeschar beim 24. Kaarster Wirtschaftstreff im Tespo-Sportpark. Gleich zwei Gesprächsrunden mit dem Schwerpunktthema Sport standen auf dem Programm.
Dazu übergab Drießen das Mikro an Harry Flint, der zunächst Marc Raffel, Turnierdirektor des in dieser Woche in der Tespo ausgetragenen ATP-Turniers, und dann Davis Cup-Legende Eric Jelen auf das Podium bat.
In Deutschland spielen rund 1,5 Millionen Menschen Tennis, trotzdem fehle das öffentliche Interesse, so die Ausgangsthese. „Tennis hat eine Fangemeinde, die nicht unbedingt auf die Tribüne geht“, erklärte Raffel. Sein Turnier habe im vergangenen Jahr über einen Sportsender im Internet 70.000 Zuschauer erreicht. In diesem Jahr werden die Finalspiele dort live übertragen. „Wir sind auf einem guten Weg. Tennis ist ein schlafender Riese, der wieder seine große Zeit haben wird“, so Raffel.
Ist das rückläufige Interesse womöglich dadurch zu erklären, dass Tennis in seiner jetzigen Form nicht mehr zeitgemäß ist? „Ich bin da sehr konservativ. Man sollte nicht ständig das Regelwerk ändern“, sagte Eric Jelen. „Bei einem guten Match bleibt jeder Fan auch gerne vier Stunden dabei.“ Was fehle, so der Davis-Cup-Gewinner, sei ein großer deutscher Name in der Weltspitze.
Renate Stuck, die sich aus dem Publikum zu Wort meldete, teilte diese Ansicht nicht. „Wir dürfen es nicht nur an einem Namen festmachen. Schon bei der Qualifikation zu diesem Turnier in der Tespo habe ich großartiges Tennis gesehen“, so die aktive Medenspielerin.
In der zweiten Talk-Runde wurde die Symbiose von Wirtschaft und Sport erörtert. Neben Bürgermeister Franz-Josef Moormann, dem Allgemeinen Vertreter des Landrats Jürgen Steinmetz und Sparkassenvorstand Volker Gärtner wurde eine Sportlegende zum Gespräch gebeten: Der ehemalige Weltklasseturner und heutige Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger berichtete, dass im deutschen Sport 3,9 Milliarden Euro stecken würden.
„80 Prozent der Kosten davon tragen die Kommunen“, so Gienger. Gärtner vertrat den Bereich Sponsoring durch die Wirtschaft. Die Stiftung Sport der Sparkasse Neuss unterstütze nicht nur einzelne Leistungssportler aus dem Rhein-Kreis Neuss, auch Breitensportler würden von der Förderung profitieren, betonte er.
Ein ähnliches Modell ist Public Private Partnership (PPP). Jürgen Steinmetz berichtete von einer Kaarster Versicherungsagentur, die Vereinen im Rhein-Kreis Neuss über fünf Jahre 300.000 Euro zur Förderung des Breitensports zur Verfügung stelle. Eine weitere Symbiose von Sport und Wirtschaft sei die Duale Karriere. „Eine Reihe von Firmen nehmen Rücksicht und unterstützen ihre Mitarbeiter beim Leistungssport“, sagte Steinmetz.
Eberhard Gienger zitierte eine Untersuchung: Wer sich täglich bewegt, bringt zwölf Prozent mehr Leistung. „Sportler haben diesen Leistungsgedanken und bringen ihn in den Beruf ein“, so Steinmetz. Bestes Beispiel: der Neusser Thomas Rupprath. Der Schwimmer machte eine Ausbildung bei einer Versicherung und wurde Weltmeister. Die Frage, ob man danach ins Dschungelcamp ziehen müsse, ließen die Herren auf dem Podium unbeantwortet.