Der lange Weg in die Weltspitze
Tennis: Talente und Rekonvaleszenten nutzen Future-Turnier in Büttgen.
Kaarst. Wenn ab Sonntag, 23. Januar, bis zum 30. Januar im Tespo-Sportpark in Büttgen jeweils 64 männliche und weibliche Tennisspieler um insgesamt 25 000 Dollar Preisgeld kämpfen, dann wird der Zuschauer ganz große Namen vermissen. Wie wichtig diese achte Auflage des internationalen Future-Turniers dennoch für Kaarst zum einen und das Tennis in Deutschland zum anderen ist, bemühten sich am Mittwoch die Organisatoren im Park-Inn-Hotel zu unterstreichen.
Dazu gehörte auch Eric Jelen, seit September Trainer beim Tennisverband Niederrhein: „Wir sind seit den Zeiten von Becker und Graf verwöhnt und entsprechend enttäuscht, wenn bei einem Grand-Slam-Turnier in der zweiten Woche kein Deutscher mehr dabei ist. Ganz klar, es fehlt die Lokomotive und damit die TV-Präsenz.“
Dennoch: Gerade derart gut organisierte Future-Turniere wie das in Kaarst, bei denen es auch Weltranglistenpunkte zu gewinnen gibt, seien als Plattform für Talente wichtig. Ein solches Juwel ist die 16-jährige Claudia Copolla, die für Blau-Weiß Neuss aufschlägt. Fünf- bis sechsmal in der Woche trainiert die in Erftstadt wohnende Realschülerin, tingelt zudem über kleinere Turniere, bei denen es WTA-Punkte zu holen gibt. In Kaarst geht sie mit einer Wild Card des Veranstalters an den Start.
Im Vorjahr schied sie in der ersten Runde gegen die an Nummer eins gesetzte Spielerin „wegen eigener Blödheit“ aus. Ihr Ziel 2011: „Natürlich das Turnier zu gewinnen.“ Veranstalter Marc Raffel sagt, dass Claudia zwar theoretisch jeden Schlag beherrsche, „aber Kopf und Konstanz gehören auch dazu“. Der Weg in die Top 100 sei nun mal hart und koste Zeit, Geld und Ausdauer.
Also muss sich Claudia Copolla weiter bei kleineren Turnieren beweisen. Und das geht auch ehemaligen Spitzenspielern so — Roko Karanusic zum Beispiel. Der Kroate war einst die Nummer 78 in der Welt. Nach längerer Verletzung taucht er auf der Setzliste beim Future-Turnier in Kaarst jetzt nur auf Position zehn auf. „So finden ehemalige Top-Spieler wieder den Anschluss an die Weltspitze. Auch dafür sind wird da“, sagt Raffel.
An eins gesetzt in Kaarst ist der 20-jährige Finne Henri Kontinen. Deutsche Namen findet man im Hauptfeld nur wenige, das sieht bei den Frauen anders aus. Neun Deutsche sind automatisch für das Hauptfeld qualifiziert, darunter die ehemalige Top-200-Spielerin Sarah Gronert oder die deutsche Vizemeisterin Nicola Geuer von Blau-Weiß Neuss. Ein besonderes Vorbild für Claudia Copolla dürfte Annika Beck sein, die im Vorjahr in Kaarst gewann — mit 15 Jahren.