Football/Neuss Frogs: Testspiel hinter Stacheldraht
Die Frogs stehen vor einem Neuanfang. Hinter hohen Mauern, Stacheldraht und Sicherheitsschleusen feierten die Neusser Footballer ausgerechnet in der Justizvollzugsanstalt Herford ihr Comeback.
Neuss. Die Neuss Frogs haben schon bessere Zeiten erlebt. Bereits mehrfach konnte der 1986 gegründete Klub mangels Masse kein Team für den Ligabetrieb im American Football stellen und musste eine Pause einlegen. So auch in diesem Jahr. Für die laufende Saison wurde von der Vereinsführung keine Herrenmannschaft gemeldet.
Aber auch das zeichnet die Frogs aus: Aufgegeben wurde nie, immer gab es im Hintergrund engagierte Liebhaber des Footballs, die den Verein nicht sterben lassen wollten. Stets wurde ein Neuanfang eingeleitet.
Jetzt ist es mal wieder so weit, und für ihren ersten Test suchten sich die im Mai neu formierten Frogs einen ungewöhnlichen Ort aus: Hinter hohen Mauern, Stacheldraht und Sicherheitsschleusen feierten die Neusser Footballer ausgerechnet in der Justizvollzugsanstalt Herford ihr Comeback.
Dort traten die Frogs gegen die Black Devils an - ein Team aus Inhaftierten zwischen 18 und 24 Jahren, die wegen des fehlenden Freigangs normalerweise unter sich bleiben.
"In der JVA Herford sollen die jugendlichen Insassen lernen, beim American Football Energien positiv zu nutzen und ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten", erklärt Peter Hambüchen, verantwortlich für das Neusser Herrenteam, diese Resozialisierungsmaßnahme.
Beeindruckt von der Kulisse zwischen fünfstöckigen vergitterten Gebäuden, in denen Häftlinge durch schwedische Gardinen das Geschehen auf dem Spielfeld begutachteten, schnürten die Frogs gespannt ihre Schuhe für ein gemeinsames Aufwärmen mit den Devils. Die bereiteten ihren Gästen einen ausgesprochen freundlichen Empfang, wie Hambüchen erzählt.
Auch für den Devils-Headcoach Andreas Bauch war der Termin mit den Frogs etwas Besonderes: "Für uns ist es einfach schwer, einen Gegner zu finden. Daher sind wir alle sehr dankbar, dass die Frogs sich bereiterklärt haben, gegen uns zu spielen. Das zeigt uns auch, wo wir sportlich stehen."
Sportlich interessante Aufschlüsse brachte das anschließende Traingsmatch, bei dem beide Teams jeweils 30Angriffszüge durchführten, auch für die Frogs. Trotz der fehlenden Matchpraxis konnten die Neusser den Ball elfmal in die Endzone des Gegners tragen, die eigene Defense ließen hingegen nur zwei Touchdowns zu.
"Die 200 Kilometer lange Anreise hat sich gelohnt. Wir haben einige sehr gute Spieler in den Reihen, die ihre Erfahrung an die jungen Akteure weitergeben. Wenn wir noch einige neue Spieler dazubekommen, können wir optimistisch in die Zukunft blicken", sagt Hambüchen, der einmal mehr auf einen Neuanfang bei den Neuss Frogs setzt.