Handball: Bayer bewahrt TSV vor Insolvenz

Der Konzern gewährt dem Verein ein letztes Mal eine Kreditlinie von bis zu 2,7 Millionen Euro.

Dormagen. Der TSV Bayer Dormagen hat den Gang zum Insolvenzverwalter so gerade eben noch vermieden. "Der Verein ist absolut zahlungsunfähig. Wir haben uns vor einigen Tagen aber dazu entschlossen, den TSV ultimativ ein letztes Mal außerplanmäßig zu unterstützen", erklärt Michael Schade, Leiter der Konzern-Kommunikation der Bayer AG. Man werde den Verein mit einer zusätzlichen Kreditlinie von maximal 2,7 Millionen Euro ausstatten, "da die 4500 Mitglieder - von Fechtern über Leichtathleten bis hin zu Teilnehmern am Mutter-Kind-Turnen - absolut schuldlos an dieser prekären Situation sind", so Schade.

Allerdings erwarte der Konzern, dass der TSV Bayer jetzt nicht die Hände in den Schoß lege, sondern eine Phase der Konsolidierung einleite, die strikt verfolgt werde müsse. Schade: "Bis spätestens 2018 muss wieder eine solide Basis erreicht sein."

Der Konzernsprecher betont, dass die Bayer AG dem Verein in der Vergangenheit sehr oft finanziell unter die Arme gegriffen habe, zuletzt im Vorjahr mit einem Sonderzuschuss in Höhe von 1,5Millionen Euro, um die Bundesliga-Handballer vor dem Konkurs zu retten.

Auf die ist Schade naturgemäß gar nicht gut zu sprechen: "Die Handballer haben weit über ihre Verhältnisse gelebt." Er legt der neuen Vereinsspitze nahe, über strafrechtliche Maßnahmen gegen die für das Missmanagement verantwortlichen Personen nachzudenken, um eventuelle Schadensersatzforderungen geltend machen zu können.

Auch der erst im September als Vorsitzender eingesprungene Karl-Josef Ellrich wirkt ratlos angesichts der immer neuen Lücken im Etat: "Das habe ich selbst so noch nicht erlebt, so kann man einen Verein nicht führen." Den im Vorjahr als Vorsitzenden zurückgetretenen Bertram Anders habe er persönlich als eher peniblen Menschen kennengelernt. "Er hat wohl zu viel auf Vertrauen gesetzt und wurde ausgenutzt", spekuliert Ellrich.

Trotz der Querelen will er sich bei der nächsten Delegiertenversammlung des TSV Bayer offiziell als Vorsitzender zur Wahl stellen und mithelfen, den Verein zu sanieren. "Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen, auch die Römertherme ist kein Tabu." Es sei fraglich, ob der Verein das Freibad (geschätztes Minus im Jahr: 400 000 Euro) weiter alleine ohne städtische Hilfe betreiben könne.

Außer der Handballabteilung, die sich in der kommenden Saison als Spielbetriebs-GmbH vom Verein abspaltet, würden aber alle Abteilungen nahezu kostendeckend wirtschaften, erklärt der ebenfalls erst kurz im Amt befindliche Hauptgeschäftsführer Frank Neuenhausen, der das Defizit 2009 auf vergleichsweise bescheidene 13 000 Euro beziffert.

Die Bayer AG habe sich nichts vorzuwerfen, so Michael Schade, "die letzten Bilanzen, die vorgelegt wurden, waren in Ordnung. Aber in Zukunft werden wir uns die Zahlen natürlich noch etwas intensiver erläutern lassen".