Stabhochsprung: Otto kämpft um Peking-Ticket
Acht deutsche Stabhochspringer machen drei Olympia-Startplätze unter sich aus.
Dormagen. Am Samstag um 15 Uhr wird man im Nürnberger Stadion die Spannung und Nervosität der besten Deutschen Stabhochspringer spüren können. Von acht Kandidaten können nur drei die Olympia-Tickets bekommen. Mit sehr guten Aussichten mit dabei ist der 30-jährige WM-Fünfte Björn Otto aus Dormagen-Straberg.
Von den acht aussichtsreichsten Teilnehmern haben die Leverkusener Malte Mohr (5,76 m), Richard Spiegelburg (5,70 m) und Lars Börgeling die Normhöhe von 5,70 m erst einmal geschafft und müssen demnach morgen diese Höhe erneut überspringen. Fünf weitere Springer, darunter Björn Otto, haben die Peking-Kriterien voll erfüllt und müssen nun "nur noch" schauen, mindestens unter die ersten drei zu kommen: Jungstar Raphael Holzdeppe (Zweibrücken), Danny Ecker (Leverkusen), Tim Lobinger (München), Alexander Straub (Filstal) und natürlich Björn Otto zählen zu deiesen fünf Springern.
Die eigentlich komfortable Situation in Deutschland (im Gegensatz zu manchen Disziplinen, bei denen es überhaupt keine Peking-Kandidaten gibt) hat aber bisher psychisch blockierend gewirkt. Im Vorjahr war Björn Otto der Überflieger in Deutschland mit der Höhe von 5,90 m. In diesem Jahr spürte man bei jedem Wettbewerb, dass die Peking-Pokerei ganz schön aufs Gemüt ging, und die Springer gehemmt wirkten.
Kommt es am Samstag zum großen Befreiungsschlag für Otto, der Anfang der Woche erklären ließ, dass "er guten Mutes und fit für Nürnberg" sei? Der wirkliche Hintergrund der "Massenblockade" dürfte bei den meisten (älteren) Springern in neuem Material liegen. Eine amerikanische Firma (Carbon) hat einen Stab herausgebracht, der nach der extremen Biegung im Absprung die Springer noch dynamischer beim Aufrichten nach oben katapultiert - und keiner kommt bisher wirklich mit diesen Stäben zurecht.
Außer eben Raffael Holzdeppe, dem innerhalb weniger Wochen die Umstellung gelungen ist und der sich um 20 Zentimeter steigern konnte.
Die Unsicherheit wegen der Technik mit dem neuen Stab, die überharte Konkurrenzsituation in Deutschland (ganz anders in den USA, wo es neben Weltmeister Brad Walker auch der mittlerweile 40-jährige Jeff Hartwig mit 5,70 m schaffte) und die Tagesform wird eine große Rolle spielen.
Und Björn Otto? Er hat eine ganz dicke Chance, wenn er wie zuletzt in Biberach die Höhe von 5,70 m wieder überspringt. Vielleicht geht auch noch etwas mehr: Otto müsste sich nur daran erinnern, wie er es bei seinen überragenden Sprüngen im Vorjahr gemacht hat - oder den Russen Evgenij Lukyanenko fragen (Sieger in Biberach und am vergangenen Dienstag in Bydgoczsz mit 6,01 m).
Der beherrscht den dynamischeren Stab, brauchte bis zur Höhe von 5,80 m gerade mal zwei Versuche und ist in diesem Jahr der konstanteste Springer auf der Welt. Die Blockadesituation der deutschen Top-Springer muss sich bis Peking ohnehin lösen, denn unter sechs Meter wird man keine Medaille gewinnen können. Aber Björn Otto will sich erst einmal überhaupt für Peking qualifizieren, alles andere ist ihm derzeit egal.