Tennis-Bundesliga in Neuss auf der Kippe
Der TC Blau-Weiss Neuss kämpft ums Überleben in der Tennis-Bundesliga.
Neuss. Bundesliga-Rekordmeister TC Blau-Weiss Neuss kommt einfach nicht zur Ruhe: Zwei Jahre nach der nicht gerade geräuschlosen Trennung von Marc Raffel schlagen die Wellen schon wieder hoch an der Jahnstraße, Gerüchten, der zehnfache Deutsche Mannschaftsmeister ziehe sich aus der Tennis-Bundesliga zurück und plane einen Neubeginn in der Regionalliga, erteilt Andreas Jülich jedoch eine klare Absage.
Zumindest vorläufig. „In welche Richtung die Reise letztlich geht, ob in die Bundesliga oder in die Regionalliga, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, erklärt der Vorsitzende des TC Blau-Weiss Neuss auf Nachfrage. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, auch, weil er zur Zeit beruflich in Berlin „sehr stark eingespannt“ sei: „Aber ich werde alles daran setzen und alles, was ich kann, dafür tun, dass es in der Bundesliga weitergeht. Ob das reicht, müssen wir abwarten.“
Für Dietmar Skaliks hingegen scheint der Zug Richtung Bundesliga abgefahren. Der Neusser Stahlhändler, seit zwei Jahren ehrenamtlicher Geschäftsführer der „Blau-Weiss Neuss Pro Tennis GmbH“ und Teamchef des mit zwei fünften Plätzen in der Abschlusstabelle sportlich erfolgreichen Bundesligateams, sieht nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Mäzens Ernst-Ludwig Hansmann im Mai dieses Jahres eine solide finanzielle Grundlage für die kommende Saison nicht mehr gegeben.
Sponsoren, die gut ein Drittel des bisherigen Etats — der geschätzt bei 150 000 bis 200 000 Euro liegen dürfte — aufgebracht hätten, seien weggebrochen, Spieler hätten deutlich höhere Forderungen für einen Verbleib im blau-weissen Kader oder für einen Wechsel an die Jahnstraße unterbreitet. Skaliks will seine Konsequenzen ziehen — nach Informationen dieser Zeitung hat er am Freitag seinen Rücktritt von beiden Ämtern dem Vorsitzenden mitgeteilt. Ginge es nach ihm, hätte der Klub in dieser Woche die Reißleine gezogen und sich vom Bundesliga-Spielbetrieb zurückgezogen — doch diesen Schritt kann nur der eingetragene Verein als Inhaber der Bundesliga-Lizenz vollziehen, nicht die Spielbetriebs GmbH.
Zum Glück, findet Gerald Marzenell. Den Teamchef des TK Grün-Weiss Mannheim und Sprecher der Tennis-Liga haben die Gerüchte um einen Neusser Rückzug gleichfalls erreicht. „Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt. Blau-Weiss Neuss ist der Traditionsklub schlechthin, außerdem sehr sympathisch — und hat in den vergangenen beiden Spielzeiten wirklich gute Arbeit geleistet“, sagt er,
Sollte es doch anders kommen, fürchtet Marzenell keine einschneiden Konsequenzen für die geplagte Tennis-Bundesliga: „Es gibt Interessenten, die nachrücken würden.“ Doch alle zehn Vereine, inklusive Blau-Weiss Neuss hätten fristgerecht zum 30. September die geforderte Bürgschaft hinterlegt. „Und auf unserer Tagung Mitte Oktober, die wir sogar in Neuss abgehalten haben, hat auch kein Verein irgendwelche Signale ausgesendet, die nach Rückzug aussahen.“ Ein solcher sei, wenn es denn gravierende Finanzprobleme gäbe, prinzipiell zu jedem Zeitpunkt möglich — nach den beiden Stichtagen 10. Dezember und 10. März würden sich dann die fälligen Ordnungsstrafen erhöhen.
Geht es nach Andreas Jülich, muss Neuss keine bezahlen. „Natürlich ist die ohnehin schwierige Lage durch den Tod von Elu Hansmann noch schwieriger geworden“, so der Vorsitzende, „aber man gibt doch nicht auf, solange noch Hoffnung besteht. Und die sehe ich durchaus.“