Tennis: Qualifikation im Tespo-Sportpark
Die zehnte Auflage des Turniers im Tespo-Sportpark in Büttgen hat mit dem Prolog begonnen.
Kaarst. Wer bei den Segro International die Qualifikation überstehen und einen der Plätze im heute beginnenden Hauptfeld ergattern will, der muss drei Matches in zwei Tagen gewinnen. Da ist es nicht immer ganz leicht, die Zeit zu überbrücken, bis man wieder an der Reihe ist. In jeder Ecke sitzen im Tespo-Sportpark junge Mädchen mit ihren Handys, eine macht scheinbar Hausaufgaben, eine andere trainiert ihren Schlagarm mit einem Expander, den sie ans Treppengeländer geknotet hat.
Auf dem Parkplatz spielen einige Cracks Fußball, einer raucht eine Zigarette. Vor dem Großbildfernseher im Bistro sitzt eine andere Gruppe von Spielern und schaut dabei zu, wie Ikone Roger Federer in Australien den Franzosen Tsonga überraschend klar in drei Sätzen vom Platz fegt.
Nicht für alle lohnt sich der Weg nach Büttgen. Ein Niederländer hat es als 65. nicht in das 64er-Teilnehmerfeld der Qualifikation geschafft. Sein Ranking war zu schlecht. „Er hat es mit Fassung getragen“, sagt Turnierdirektor Marc Raffel, der es sich mit Supervisor Sabine Schulz im angrenzenden Tespo-Hotel zwischen aufgestapelten Stühlen gemütlich gemacht hat.
Für den jungen Kai Breitbach hatte die Auslosung eine besondere Überraschung parat. Der 15-Jährige musste gegen seinen Trainer Holger Zühlsdorf antreten — und verlor glatt in zwei Sätzen. Zühlsdorf wiederum bekam es in der nächsten Runde mit Titelverteidiger Miloslav Mecir zu tun, der vergessen hatte, sich rechtzeitig anzumelden und so gezwungen war, Quali zu spielen. Mecir macht mit seinem Gegner kurzen Prozess (6:1, 6:0). Kurz gefeiert haben beide anschließend trotzdem zusammen. Sie hatten gestern gemeinsam Geburtstag.
Auf den Gängen zwischen den einzelnen Plätzen in der Tespo-Halle herrscht ein heilloses Sprachenwirrwarr. Ein älterer Trainer faltet mit hochrotem Kopf in Russisch seine Spielerin zusammen. Total fokussiert wirkt die Slowenin Nastja Kolar. Die 19-Jährige — mit Weltranglistenposition 257 mit Abstand die beste Spielerin in Kaarst — hat ebenfalls zu spät gemeldet und sich dadurch die Qualifikationsmühlen eingebrockt. Ihre Wut darüber bekommen jetzt die Gegnerinnen zu spüren. „Die ist schon klasse“, sagt Pressechef Stephan Frings.
Auf einem Nebenplatz beharken sich die Polin Zusanna Maciejewska und die Belgierin Helene Scholsen. Es gibt keine Balljungen, keinen Schiedsrichter, dafür immerhin zwei Zuschauer. Die 19-jährige Polin gewinnt mit 7:6 und 6:0. Ein Zuschauer ist inzwischen gegangen, der andere applaudiert, obwohl er der Belgierin die Daumen gedrückt hatte. Auch Maciejewska hat ihren Geburtstag am Sonntag in Kaarst gefeiert. Das schönste Geschenk, was man ihr nachträglich machen könnte, wären wohl ein paar Weltranglistenpunkte. Die würden ihr beim nächsten Turnier die mühselige Qualifikation ersparen.