Ballettschule zieht nach 40 Jahren um

Der Mietvertrag von Greetje und Adri Groenendijk in Lank-Latum wird nicht verlängert.

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Im März 1977 hatten Greetje (70) und Adri Groenendijk (76) das Gebäude der Evangelischen Kirche gemietet. Im Sommer müssen sie ausziehen, weil der Mietvertrag nicht verlängert wird. „Wir sind sehr traurig“, sagt die Niederländerin, die viele Monate darum kämpfte, in Latum bleiben zu dürfen — und zum Schluss sogar vor Gericht zog. Vergeblich. Auch der Versuch, das Gebäude zu kaufen, scheiterte. „Manchmal denke ich, das ist alles nur ein böser Traum, aus dem ich bald aufwache“, sagt Greetje Groenendijk. „Auch alle meine Schüler sind traurig.“ Und dann sagt sie mit etwas Hoffnung in ihrer Stimme: „Aber wo ein Fenster zugeht, da geht ein anderes wieder auf.“

Greetje Groenendijk, Inhaberin

Und so beziehen die Groenendijks im Sommer ihr neues Domizil in den Räumen des ehemaligen Coop-Supermarktes an der Kaarster Straße in Osterath. Sie müssen zwar die Räume verlassen, die mit ihren Kirchenfenstern und den hohen Räumen so viel Atmosphäre und Flair verströmen, doch der Umzug bringt auch Vorteile: In Osterath werden die Tänzer in Zukunft 400 Quadratmeter zur Verfügung haben, und damit mehr als doppelt so viel wie bislang. Zudem fällt das lästige Treppensteigen weg, da es nur ein Erdgeschoss geben wird. Und sogar der Fundus, der in Lank auf dem Speicher unter dem Dach untergebracht, ist damit in Zukunft ganz leicht zu erreichen. Auch die Parkplatzsituation wird sich in Osterath entspannen, da die Schule anders als in Latum über eine eigene Stellfläche verfügen wird. Derzeit werden die Räume hergerichtet, die viele Jahre leer standen. Bis zum Sommer sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Greetje Groenendijk bangt noch ein wenig um die Einhaltung des Zeitplanes. Ein großes und ein kleines Studio entstehen, möglicherweise noch ein drittes. Der Vermieter schafft die räumlichen Voraussetzungen. „Für die Einrichtung — den Boden, die Gaderobe, die Glas- und Spiegelfront — sorgen dann wir“, sagt sie.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns in unserem Alter noch einmal völlig neu orientieren und investieren müssen, dass wir noch einmal von vorne anfangen“, sagt sie. „Andere Leute genießen in unserem Alter schon ihre Rentenzeit.“ Tatsächlich können die beiden Künstler aber gar nicht ohne ihre Leidenschaft. „Ein Leben ohne die Ballettschule kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagt Greetje Groenendijk, der man ihre 70 Jahre nicht ansieht. „Tanzen hält jung und beweglich — körperlich wie geistig“, sagt sie. Mit Leidenschaft führt die gebürtige Rotterdamerin immer noch ihre Kurse. Einen Zehn-Jahres-Vertrag haben sie in Osterath unterschrieben — mit Optionen auf zweimalige Verlängerung um jeweils weitere fünf Jahre. Ihr Sohn Ruben steigt dafür mit in den Betrieb ein: Der 38-jährige Physiotherapeut und Kaufmann wird sich um das Management kümmern.

Greetje und Adri Groenendijk waren in den 70er-Jahren nach Düsseldorf gekommen, wo sie als professionelle Tänzer an der Deutschen Oper am Rhein arbeiteten. Sie gab ihren Beruf 1975 auf, als ihr erster Sohn geboren wurde. 1976 gründete das Paar die Ballettschule und zog ein Jahr später nach Latum. Schnell etablierte sich die erste Ballettschule Meerbuschs in der Stadt, ist heute längst eine Institution. Vor allem bei den Mädchen wurde die Schule schnell sehr populär. Viele Mütter, die heute ihre Kinder zur Ballettschule bringen, hatten sie vor 20, 30 Jahren selbst besucht.

Mehr als 300 Jungen und Mädchen zwischen drei und 13 Jahren besuchen derzeit die 22 Kurse. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Gruppen für Erwachsene. Höhepunkte der Arbeit von Greetje Groenendijk waren alle paar Jahre die gefeierten Aufführungen im Neusser Landestheater. Anderthalb bis zwei Jahre dauerten in der Regel die Vorbereitungen dafür, etwa 250 Menschen waren daran immer beteiligt.