Bibliothek stellt sich dem digitalen Wandel

Es werden immer weniger Bücher ausgeliehen. Dafür wächst der Bestand an neuen Medien.

Ein praktisches Beispiel aus einer Meerbuscher Küche spiegelt die Situation der Stadtbibliothek wider: Steht jemand am Herd und es fehlt ihm ein bestimmtes Rezept, rennt er heutzutage nicht schnell in die Bücherei und leiht sich dort ein Kochbuch aus, sondern klickt ein Koch-Video bei YouTube an. „Und darauf müssen wir uns einstellen“, sagt Hildegard Bodden-Omar, Leiterin der Städtischen Bibliothek mit Sitz am Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich.

Foto: Dackweiler

Zwar stehen Bücher und ihre Ausleihe im Mittelpunkt der Arbeit von Bodden-Omar und ihren zehn Kollegen, aber es geht in der Bibliothek immer weniger um die gezielte Ausleihe von Romanen, Krimis oder Reiseführern als vielmehr um Kommunikation, „Onleihe“, Vorlesestunden, Information, Ausstellungen, Vorträge oder Lesungen — so wird die Bücherei immer mehr zu einem „Medienhaus“. Darum sind die Zahlen im Jahresbericht, den Bodden-Omar in der Sitzung des Kulturausschusses (16. November, 17 Uhr, Sitzungssaal Dr.-Franz-Schütz-Platz) vorstellen wird, nicht mehr ganz so rosig wie 2014.

Im vergangenen Jahr kamen 123 862 Besucher (2014: 126 524), die sich 397 393 Mal (2014: 428 145) etwas ausliehen. Sie hatten die Auswahl unter 78 087 Medien — dazu gehören Bücher ebenso wie E-Books, E-Videos oder E-Paper. Die Digitalisierung spielt eine immer größere Rolle. „Es müssen Wege gefunden werden, die digitale Nutzung sichtbar zu machen, denn die Bibliothek ist auch hier als Anlaufstelle bei der Informationsbeschaffung gefragt“, so die Leiterin. Das bedarf einiger technischer Voraussetzungen, um Arbeitsabläufe und Kundenservice zu verbessern. Dazu gehören Selbstverbuchungsautomaten, die für 2017 geplant sind. Sie erlauben bargeldlose Bezahlung mit EC- und Kreditkarten. Auch Kindern soll durch höhenverstellbare Kassen ein Touch-Screen nähergebracht werden.

Schreibwerkstätten und die Teilnahme an der kreisweiten Theateraktion „Kulturrucksack“ sowie die regelmäßigen Vorlese-Nachmittage oder Bibliotheksführungen, richten sich gezielt an Kinder und Jugendliche, die an die Bücherei herangeführt werden sollen. Denn die Stadtbücherei will „leichten Zugang zur Information und Literatur aller Art ermöglichen und dadurch das lebenslange Lernen fördern“.

Am meisten ausgeliehen werden übrigens nach wie vor Belletristik-Bücher — vor allem dann, wenn sie in einer Talkshow vorgestellt oder in einer Bestseller-Liste gut bewertet worden sind. Auch unterhaltsame Biografien, Spannungsliteratur sowie Reiseführer stehen auf den Ausleih-Listen ganz oben — ebenso wie Erstlese-Bücher für Jungen und Mädchen ab sechs Jahren.