Kunstpfad Latumer See Bildhauer aus Strümp entwirft eine Skulptur für den Latumer See

Tristan Ulysses Hutgens lebt in Düsseldorf, Paris und Meerbusch. In seiner Werkstatt in Strümp fertigt er „Knickarbeiten“ aus Stahl an.

Tristan Ulysses Hutgens will für seine Skulptur für den Latumer See Aluminium oder Edelstahl nutzen.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

Scheinbar wahllos verteilte naturbelassene oder behandelte Steine, eine Menge aufgestapelter schwarzer Briketts und teils in Einzelteilen platzierte Skulpturen – wer das Atelier von Tristan Ulysses Hutgens betritt, sollte sich zum Umsehen viel Zeit nehmen. Es scheint, als hätte der 26-jährige Bildhauer in dieser Werkstatt seine vielgestaltigen kreativen Ansätze nach einem nur ihm bekannten Muster geordnet. Aber ein Blick genügt, um das Material zu entdecken, mit dem er arbeitet. Ob Sandstein, Carrara Marmor, belgischer Travertin, Basalt, Kalkstein oder selbst geschöpftes Papier: „Ich arbeite mit allen ‚lebenden Materialien‘. Kunststoff liegt mir nicht besonders.“

Hutgens erhielt Anfang des
Jahres den Akademiebrief

Hutgens nutzt diese Werkstatt auch zum Experimentieren, schüttet über einen Anröchter Stein Salzsäure, um die Reaktion des Materials zu beobachten: „Durch diese Behandlung hat der Stein Feuchtigkeit aus der Luft gezogen.“ Sie läuft jetzt in seiner Werkstatt aus dem Stein heraus auf den groben Boden: „Solche Skulpturen nenne ich ‚Atelierstücke‘, sie entstehen nur an einem solchen Ort.“ Und der ist in Strümp. Auf der Homepage des 1994 in Düsseldorf geborenen Künstlers – die Mutter ist Türkin, der Vater Niederländer – sind Düsseldorf, Meerbusch und Paris als Orte aufgeführt, an denen er lebt und arbeitet.

Dabei nimmt Meerbusch Privilegien ein: „Hier bin ich aufgewachsen. Wenn ich einige Monate in Istanbul oder Paris bin, zieht es mich nach Meerbusch, in die Stadt der Ruhe.“ Schon während der Schulzeit konnte er es kaum erwarten, in der Kunstakademie Düsseldorf zu studieren. Als Meisterschüler von Professor Didier Vermeiren erhielt er erst Anfang dieses Jahres den Akademiebrief. Zwischendurch studierte er ein Semester in der École nationale superieur des Beaux-Art in Paris.

In seiner Strümper Werkstatt sind Briketts als Spuren seiner Abschlussarbeit gestapelt: „Als ich sie im Baumarkt entdeckte, war ich richtig aufgeregt. Ich finde, in ihnen ist die ganze Bildhauerei verhaftet – Masse, Gravitation, gedrückter Staub in positiv-negativer Form. Nach reiflicher Überlegung habe ich am nächsten Tag 500 Kilo Briketts gekauft.“ Für die Skulptur aber, die für den vom Meerbuscher Kulturkreis (MKK) initiierten und realisierten Kunstpfad Latumer See entstehen wird, verwendet Hutgens in Absprache mit dem MKK Aluminium oder Edelstahl. Die grobe Form des mit einem Umfang von zirka ein mal zwei Meter geplanten Werkes ist durch Zufall schon vor Jahren entstanden: „Die Idee kam durch eine damals zerdrückte große Plastik-Wasserflasche, die ich mit Gips ausgegossen hatte. Es entstand eine tolle Form.“ Jetzt, ein wenig bröckelig, dient sie als Ausgangspunkt für die Kunstpfad-Skulptur.

Teilnahme an Projekt empfindet Hutgens als Aberkennung

Vor zirka fünf Jahren hat der Bildhauer außerdem begonnen, „Knick-Arbeiten“ aus Stahl zu erarbeiten, die er „hingeworfenes Blech“ nennt: „Einen richtigen Titel bekommen die Skulpturen später.“ Tests mit Stahl inspirieren, weil er beim Knicken unter Spannung steht und Gegenreaktionen erzeugt: „Erst wenn eine Reihe von Testergebnissen vorliegt, fange ich an, das Material zu verstehen.“ Dieser ‚Forscher-Aspekt‘ muss befriedigt sein, bevor das Material eingesetzt wird. Zum ‚Knicken‘ nutzt Tristan Ulysses Hutgens eine Kantbank. Aber auf Knopfdruck darf das nicht geschehen: „Ich will das mit Muskelkraft erarbeiten.“ Um jeder Zeit Zugriff zu haben, überlegt er jetzt, sich eine Kantbank selbst zu bauen. Davon halten ihn selbst skeptische Menschen nicht ab: „Ich möchte selbst ausprobieren, wie und ob das funktioniert.“ Für die Skulptur am Latumer See aber werden auch der sich verändernde Lichteinfall oder der sich durch die Bäume unruhig gestaltende Hintergrund berücksichtigt. Das sind Aspekte, die selbst bei dem durch Ausstellungen in Dortmund, Düsseldorf oder Paris erfahrenen Künstler neues Interesse wecken: „Bisher haben mich derart bildhauerische Fragen nicht besonders interessiert. Jetzt finde ich es spannend und lerne viel dazu.“ Die Tatsache, dass er sich an dem MKK-Projekt beteiligen darf, ordnet Hutgens als „große Anerkennung“ ein: „Das ist ein Projekt, das gut durchdacht werden muss und bestimmt viel Beachtung finden wird.“